Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2019

Viel Schwung und ein melancholischer Abschied

Klaus Linkel (vorne links) dirigiert zum letzten Mal das Neujahrskonzert „seiner“ Chorgemeinschaft. Unterstützt werden die Sänger wie schon so oft vom Westböhmischen Symphonieorchester Marienbad. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Von Klaus Mohr

Das Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck begeistert das Publikum wie gewohnt mit Klassikern der Operettenmusik. Zum Schluss gibt es aber eine schlechte Nachricht: Klaus und Lilli Linkel werden 2020 nicht mehr dabei sein.

Der Dreivierteltakt verkörpert am besten die hoffnungsvolle Stimmung in den ersten Tagen eines neuen Jahres. Das war auch beim traditionellen Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck der Fall, in dessen Mittelpunkt die Operette aller Operetten, nämlich „Die Fledermaus“ von Johann Strauß als Rahmenhandlung stand. Zusammen mit den 36 Sängern der Chorgemeinschaft standen die Solisten Márta Kosztolányi und Dora Garcidueñas (Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) auf der Bühne. Das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad erwies sich wie in den vergangenen Jahren als stets zuverlässiger Partner der Sänger. Die Gesamtleitung hatte Klaus Linkel, Lilli Linkel führte in gewohnter Weise charmant durch das Programm.

Mit der Ouvertüre zur „Fledermaus“ begann der Abend ebenso routiniert wie schwungvoll. Ruhe und Gelassenheit des Musizierens ermöglichten eine stimmige Klangbalance und sehr schöne Bläsersolisten. Den Ball beim Prinzen Orlowsky bezeichnete Lilli Linkel in ihrer Moderation als großes gesellschaftliches Ereignis und outete sich dabei selbst als Society-Reporterin, die das Publikum auf dieser Reise begleitet. Veritables Operettenfeeling stellte sich dann mit den folgenden Nummern aus der „Fledermaus“ ein: Gesangslehrer Alfred (Christian Bauer) machte Rosalinde (Márta Kosztolányi) den Hof, während Gabriel von Eisenstein (Torsten Frisch) sich auf einen mehrtägigen Gefängnisaufenthalt vorbereitete.

Stubenmädchen Adele (Dora Garcidueñas) dachte über eine Idee nach, wie sie sich einen Ballbesuch ermöglichen könnte. Sehr effektvoller Orchesterklang rückte den von Torsten Frisch vorgetragenen Song „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ von Theo Mackeben aus dem Film „Tanz auf dem Vulkan“ ins richtige Licht. Und die Nummer „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“ aus „Land des Lächelns“ von Franz Lehár brachte gar den ganzen Frauenchor in Bewegung und war damit nicht nur ein akustisches, sondern auch ein optisches Highlight. Das kurzfristige Gastspiel des Phantoms der Oper leitete in die Pause und danach mit dem „Bacchanal der Geister“ aus der Operette „Das verwunschene Schloss“ von Carl Millöcker in die zweite Konzerthälfte hinein.

Dora Garcidueñas überzeugte als Adele in schönstem Soubrettenton mit der „Unschuld vom Lande“, wiederum aus der „Fledermaus“. Die letzte Nummer des Programms war das Finale des zweiten Aktes aus der „Fledermaus“. Alle Akteure vereinten sich hier zu einem klangprächtigen und in jeder Hinsicht sehr farbenfrohen Finale.

In die Vorfreude auf das Neue Jahr mischten sich am Ende Wehmut und Melancholie: Lilli Linkel gab bekannt, dass es für sie und ihren Mann das letzte Neujahrskonzert gewesen sei und dass sie sich zurückziehen würden. Auf Initiative von Klaus Linkel veranstaltete die Chorgemeinschaft seit 1995 jährlich ein Neujahrskonzert, das ab 1998 aufgrund der großen Resonanz beim Publikum jeweils zweimal aufgeführt wurde. In der Kombination des Chores mit einem großen Symphonieorchester und Solisten sowie mit einem Schwerpunkt auf der Operette war dieses Neujahrskonzert in der Region einzigartig. Einzigartig war es aber insbesondere deshalb, weil Klaus Linkel nicht nur der souveräne Dirigent dieser Konzerte war, sondern durch zahlreiche und höchst gelungene Arrangements die passenden Nummern immer wieder seinem Chor auf den „Leib geschrieben hat“. Ein solch motivierender Allrounder wird nicht nur der Chorgemeinschaft, sondern der kulturellen Szene im Landkreis insgesamt fehlen.

Standing Ovations galten am Ende nicht nur diesem Neujahrskonzert, sondern vor allem Klaus Linkel. Der Abend fand mit dem Radetzky-Marsch als letzter Zugabe und Goldregen von oben schließlich sein endgültiges Ende.