Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Der Freischütz

Freischütz trifft ins Schwarze

Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck bringt romantische Oper von Carl Maria von Weber auf die Bühne
Stimmgewaltig und im Kleidungs-Stil der 50er: Die Chorgemeinschaft hat den Freischütz auf die Bühne gebracht und sich Mühe bei den Details gegeben. FOTOS: CARMEN VOXBRUNNER

VON KLAUS KRIESBACH

Fürstenfeldbuck – Zu ihrem 150. Geburtstag hat die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck die romantische Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber als halbszenische Festaufführung auf die Stadtsaalbühne gebracht. Mit dramaturgischen Kunstgriffen schuf Michael Stacheder eine moderne Inszenierung mit Licht, Schatten und vielen Darstellungseffekten. Das Romantische der Oper kam mit dem Orchester des Südböhmischen Theaters in Budweis unter dem Dirigat von Klaus Linkel aus dem Orchestergraben.

Neun Solisten waren aufgeboten, um das Spiel auf der schmalen Bühne zu gestalten. Die Chorgemeinschaft hatte sich mit Gastsängern verstärkt und wurde so zum stimmgewaltigen Projektchor. Der Regisseur hat die Handlung in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts verlegt. Herausforderung und Spaß zugleich waren es sicherlich, Kleidung und Accessoires der Fünfziger aufzutreiben. Und so stand letztlich ein Chor auf der Bühne, der einen Hauch Schickeria ausstrahlte und auch Hubertusjünger aufgeboten hatte.

Man zeigte Mut zum Hut, zur Tracht und zur Frisur jener Zeit. Der Chor fungierte als aufgeputzte Gesellschaft, die aus München in die Provinz gekommen war, um Wettschießen und Jagd gesellschaftsfähig zu machen. Das interessierte auch die Regenbogenpresse brennend. Die Büchsenkugeln aber wurden von finsteren Mächten gelenkt, war doch ein Gespensterbuch die Vorlage für das Libretto.

Die tragenden Rollen waren mit professionellen Solisten besetzt, die allesamt mit hervorragenden Stimmen und veristischer Schauspielkunst die Aufführung zur großen Oper machten. Nach der sinfonisch machtvollen Ouvertüre, die Weber nicht als Potpourri nachfolgender Arien und Chöre angelegt hatte, entwickelten sich die gespielten Musikszenen, die vom wandlungsfähigen schwarzen Jäger Samiel (Joachim Birzele) als Sprecher satanisch begleitet wurden. Das Böse war allgegenwärtig.

Der reiche Bauer Kilian (Adrian Sandu) freut sich über einen guten Schuss. Max (Adrian Cave), der bei Trefferglück auch des Erbförsters (Holger Ohlmann) Töchterlein hätte freien können, verfehlte jedoch. Mit „Durch die Wälder, durch die Auen“ erinnerte er sich schönerer Tage. Teufelsknecht Kaspar (Torsten Frisch) überredet ihn, Freikugeln in der Wolfsschlucht zu gießen. Im Forsthaus vertreibt das temperamentvolle Ännchen (Sonja Adam) ihrer Vertrauten Agathe (Monika Rebholz) trübe Gedanken. Beider Arien und Duette waren voller Strahlkraft.

Große Darstellkunst entwickelte sich in der Wolfsschlucht. Hinter weißen Masken verbarg sich der Chor in der Anonymität. Kaspar gießt um Mitternacht inmitten von Gerippen mit schauriger Geschäftigkeit die Freikugeln. Mit Feuer und Dampf öffnet sich die Hölle. Voller Inbrunst dringt das volksliedhafte „Wir winden dir den Jungfernkranz“ in Agathes Zimmer. Gefolgt vom wuchtigen Jägerchor. Auf dem Festplatz befiehlt Fürst Ottokar (Thomas Hohenberger) den Probeschuss. Die Kugel verwundet, vom schwarzen Jäger geleitet, Kaspar tödlich. Der Eremit (Martin Ohu) verkündet mit sonorem Bass, dass es künftig keinen Probeschuss mehr geben werde. Agathe und Max sollten ihre Zuneigung in einem Probejahr festigen.

Mit einer Glanzleistung hatten Klaus Linkel mit dem Orchester, die Regie, Solisten und Chor mitten ins Schwarze getroffen. Mit frenetischem Applaus und Bravorufen würdigte das Publikum ihre Leistung.