Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2012

Musikalische Reise nach Wien

Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck mit hervorragenden Solisten und Orchester.
„Wien bleibt Wien“:Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck mit dem Orchester aus Budweis. Fotos: Günther Reger

Von Klaus Mohr

Fürstenfeldbruck – Für das Neujahrskonzert muss man nicht unbedingt nach Wien fahren. Man kann auch in Fürstenfeldbruck bleiben und sich von dort, zumindest musikalisch, nach Wien entführen lassen: Das inzwischen schon traditionelle Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck unter dem Motto „Wien bleibt Wien“ füllte gleich zweimal den Stadtsaal – und wer kam, fühlte sich gute zwei Stunden bestens unterhalten. Zu hören waren die schon oft bewährten Vokalsolisten Màrta Koszolànyi (Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) sowie der Geiger Martin Kos. Unter der Gesamtleitung von Klaus Linkel musizierte außerdem das Orchester des Südböhmischen Theaters Budweis, es sang die Chorgemeinschaft. Lilli Linkel führte informativ und kurzweilig durch das Programm.

Wie es sich gehört, begann das Programm mit einer Ouvertüre, nämlich der eher selten gespielten zur Operette „Pique Dame“ von Franz von Suppé. Hier zeigten sich die Qualitäten eines professionellen Orchesters. Die Musiker bewegten sich mit Geschmack und stilistischem Einfühlungsvermögen auf dem schwierigen Terrain der (vermeintlich) leichten Muse. Präzise vom Dirigenten geführt, ergab sich durch klare Bogenführung und dem sensiblen Umgang mit den minimalen, aber entscheidenden Tempomodifikationen ein überzeugender Klangeindruck.

„Liebesleid“ und „Liebesfreud“ hat Fritz Kreisler zwei Virtuosenstücke für Violine überschrieben, die hier statt mit Klavierbegleitung mit einer inspirierten Orchestertranskription zu hören waren. Dem Publikum ging es wohl wie Lilli Linkel, die sich nicht entscheiden konnte, welches nun die schönere Variante darstellte: Beide Stücke interpretierte Martin Kos mit der erforderlichen Leichtigkeit, in „Liebesfreud“ korrespondierten insbesondere die perlenden Harfenarpeggien stimmig mit den Legatobögen der Solovioline.

Die weiteren Nummern charakterisierten die Stadt Wien auf musikalische Weise: Stimmlich weich interpretierte der Bariton „Frühling in Wien“ von Robert Stolz, während die Sopranistin für das Lied „Im Prater blüh´n wieder die Bäume“, ebenfalls von Stolz, einen ausgezeichnet passenden Soubrettenton wählte. Mit Kraft und einer gewissen Inbrunst beigeisterte der Wiener Tenor Christian Bauer im Dialekt auch die Zuschauer für seine Vision „Wien, du Stadt meiner Träume“ aus der Feder von Rudolf Siecynsky.

Besonders zugkräftig war sicher der dem Motto des Konzerts zugrunde liegende Marsch „Wien bleibt Wien“ von Johann Schrammel in einer Orchesterversion. Der Walzer „Weana Madln“ von Carl Michael Ziehrer in einer Fassung für Chor und Orchester beschloss die erste Konzerthälfte. Volltönend und mit ausgezeichneter Deklamation ergänzte der aus gut fünfzig Sängerinnen und Sängern bestehende Chor den farbigen orchestralen Begleitgrund.

Nach der Pause gab es einen Querschnitt aus der Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker. Ganz unterschiedliche Ausschnitte reihten sich hier in halbszenischer Aufführung effektvoll aneinander, so dass die Zuhörer sehr kurzweilig wichtige Stationen der Handlung miterleben konnten. Drei Zugaben waren zum Schluss die Referenz der Musiker an das kräftig applaudierende Publikum, von denen die zweite eine aktuelle Umdichtung des Ollendorf-Couplets „Schwamm drüber“ und die dritte der „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauß´ Vater war.

Nähern sich der österreichischen Hauptstadt im Stadtsaal des Veranstaltungsforums musikalisch an: Dirigent Klaus Linkel (links), die Sopranistin Màrta Kosztolànyi und der Bariton Torsten Frisch.