Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2018

Heiter-entspannte Operettenwelt

Mit ihrem unterhaltsamen Neujahrskonzert setzt die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck im Stadtsaal eine über zwanzig Jahre alte Tradition fort. Mit dabei sind altbekannte Gastmusiker.
Neujahr 2018
Sowohl das westböhmische Symphonieorchester aus Marienbad als auch Bariton Thorsten Frisch (Mitte) sind für Klaus Linkel (rechts) langjährige Weggefährten bei den Neujahrskonzerten der Chorgemeinschaft. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Von Klaus Mohr

In einer sich ständig verändernden Welt ist es wohltuend, auf feste Gewohnheiten und Rituale zurückgreifen zu können. Das Neujahrs-Konzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck bildet seit über zwanzig Jahren für viele Musikfreunde im Landkreis einen solchen Fixpunkt am Beginn eines neuen Jahres. Verlässlichkeit ist hier in verschiedener Hinsicht gewährleistet: Mit der diesmal aus etwa 45Sängern bestehenden Chorgemeinschaft tritt immer ein großes Symphonieorchester aus Profi-Musikern auf, das für beständige Qualität steht. Die Solisten sind seit Jahren die gleichen, damit aufeinander eingespielt und beim Publikum beliebt. Die Operette als beherrschendes Genre ist unter den Chören im Landkreis ein Alleinstellungsmerkmal der Chorgemeinschaft. Nach vielen Jahren, in denen die Operette generell als verstaubt und überholt galt, feiert sie seit einiger Zeit eine Renaissance auch bei großen Theatern und bedeutenden Dirigenten. Insofern sind die Programme der Neujahrs-Konzerte auch auf der Höhe der Zeit. Eine Veränderung hat sich bei der Chorgemeinschaft vor einem Jahr ergeben: Der langjährige Chorleiter Klaus Linkel wurde in dieser Funktion verabschiedet und sein Nachfolger Bernhard Westermaier in dieses Amt eingeführt. Für den Besucher des Konzerts wurde davon nichts hörbar, denn für dessen Gesamtleitung war, wie immer, Linkel als Dirigent verantwortlich. Bernhard Westermaier hatte die Choreinstudierung übernommen und sang mit. Als Orchester war das Westböhmische Symphonieorchester aus Marienbad zu hören, als Solisten wirkten Christina Gerstberger (Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) mit. Die Moderation übernahm in bewährter Weise Lilli Linkel.

Die erste Konzerthälfte stand unter dem Motto „Frauenträume – Männerwünsche“. Dass die beiden Begriffe meist nicht deckungsgleich sind, dürfte schnell einleuchten. In verschiedenen Ausschnitten aus Operetten von Jacques Offenbach, Carl Millöcker, Franz Léhar, Emmerich Kalman und Carl Zeller wurden mehrere Deutungsmöglichkeiten aus der Sicht beider Geschlechter musikalisch illustriert. Doch zunächst eröffnete die Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“ das Konzert. Klaus Linkel dirigierte dieses „Schaufenster“ in die Operette mit großer Klarheit und Umsicht und bereitete so den Boden für die klangschönen Soli von Klarinette, Violoncello und Violine.

Christina Gerstberger traf in „Des Gatten Ehre zu bewahren“ aus der „Schönen Helena“ genauso sicher den Tonfall wie der majestätisch-linkische Ollendorf (Torsten Frisch) aus dem „Bettelstudent“. Da hatte es Goethe (Christian Bauer) aus der Operette „Friederike“ leichter, weil er zum wunderbaren stimmlichen Schmelz nur seinen Charme hinzugeben musste. Zu Beginn war schon sehr tonschön der Frauenchor mit dem „Chor der Dienerinnen“ zu hören, der Gesamtchor vereinigte sich dann kraftvoll und mit Schwung mit Solisten und Orchester im Finale „Kämpfe nie mit Frau’n“ aus dem „Vogelhändler“.

Im zweiten Konzertteil wechselte der Schauplatz zur „Nacht in Venedig“ von Johann Strauß. Hier blieben Eifersuchtsszenen wie die zwischen Anina (Christina Gerstberger hier im opulenten roten Kleid) und Caramello (Christian Bauer als Gondoliere) nicht aus, fanden aber schließlich zu einem Happy End. Der Karneval mit Masken zog in die Lagunenstadt spätestens mit dem Finale „Horch, von San Marco …“ ein, das alle Beteiligten nach zwei Stunden noch einmal zu einem beeindruckend farbigen Finale vereinte. Großen Beifall gab es nicht nur nach jeder Nummer, sondern auch am Ende, so dass noch drei Zugaben folgten. Zum abschließenden „Radetzky“-Marsch, ein Werk mit Kultstatus, gab es dann einen blinkenden Goldregen.