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Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Chor singt sich vom Herbst in den Advent

Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck hat die Herzen der Besucher erreicht. Beim „Herbst-Melodie“ – Konzert im Stadtsaal des Veranstaltungsforums ließen die Sänger und Musiker das nasskalte Wetter vor den Türen vergessen.

VON HANS KÜRZL

Fürstenfeldbruck – Dirigent und Moderator Hans Peter Pairott erklärte in einer Art Hommage an seinen früheren Wirkungskreis als Leiter der Kreis-Musikschule in Nordfriesland: „Wenn es draußen regnet und wenn man mit den Nachbarn beim Teepunsch zusammensitzt, wird drinnen das Wetter wieder schön“. So anmoderiert konnte die Chorgemeinschaft noch mehr Mut schöpfen, sich an dem plattdeutschen Lied „Fresenhof“ von Knut Kiesewetter zu versuchen. Aus dem gleichen Sprachraum stammte „Över de stillen Straaten“, mit dem der Brucker Chor die seit 40 Jahren bestehende Band „Godewind“ aus Schleswig-Hostein würdigte.

Stolz berichtete Pairott, dass die Musiker gerne zugesagt hätten, dass die Chorgemeinschaft eines ihrer Lieder auf eher klassische Weise interpretieren dürfe. Das gelang ebenso wie der schwungvolle Auftakt mit „Ein Freund, ein guter Freund“, das Vorfreude machte auf die insgesamt 13 Herbstmelodien, die zum Vortrag kamen. Unterstützt wurde die Chorgemeinschaft dabei vom Sinfonieorchester der Städtischen Sing- und Musikschule München.

Gleichermaßen viel Beifall entlockten darüber hinaus auch die Darbietungen der beiden Solisten. „Lassen Sie dieses Instrument und seinen Klang auf sich wirken“, hatte Pairott die Darbietung von Simon Werner an der Marimba angekündigt. In der Tat entlockte der 15-jährige Bundespreisträger von „Jugend musiziert“ dem Instrument faszinierende Töne, die insbesonders in den leisen Passagen erst zum aufmerksamen Zuhören und dann großem Applaus aufforderten.

Ebenso war dies der Fall bei der Sopranistin Christine Schaefer. Ihr gefühlvoller Vortrag des „Cantique de Noel“ zog die Zuhörer im Stadtsaal zu jeder Sekunde in ihren Bann, auch ob des gelungenen Zusammenspiels mit der Chorgemeinschaft. 

Auf Großes eingestimmt wurde das Publikum beim „Sanctus“ von Karl Jenkins, einem Ausschnitt aus dessen Messe „The Armed Man“ mit dem Untertitel „A Mass for Peace“. Pairott kündigte für die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck an, „dass wir in einem Mega-Projekt die gesamte Messe zur Aufführung bringen wollen“. Als Termin steht der 8. November 2020 schon fest. Die Vorfreude war dem Leiter der Chorgemeinschaft klar anzumerken. Eine Freude, die allen Darbietungen der Jahreszeitlich bezogenen Lieder anzumerken war. Damit wurde das Versprechen Pairotts wahr gemacht, „dass wir Sie vom Herbst in den Advent geleiten wollen“. Mit dem „Halleluja“ von Georg Friedrich Händel fand das seinen abschließenden Höhepunkt. 

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: „Musikalische Reiselust“

Der Dirigent zwischen Chor und Orchester: Bei den A-Capella-Stücken suchte Hans Peter Pairott den direkten Kontakt zu seinen Sängern. FOTO: WEBER

Dirigent sucht die Nähe zu seinen Sängern

Chorgemeinschaft überzeugt bei Premierenkonzert mit ihrem neuen Leiter

VON ULRIKE OSMAN

Fürstenfeldbruck – Von Deutschland nach Schweden, Frankreich, Russland und Finnland, über Irland, England und Italien zurück nach Bayern, und das alles in gut zwei Stunden – zu einem musikalischen Länder-Hopping kreuz und quer durch Europa brach die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck bei ihrem ersten Konzert unter neuer Leitung auf. Begleitet vom Jugendsinfonieorchester der Städtischen Sing- und Musikschule München gelang den rund 30 Sängern ein Konzert, bei dem sich hörenswerte Raritäten mit geschickt gesetzten Höhepunkten abwechselten. Das Publikum im längst nicht ausverkauften Stadtsaal spendete begeistert Applaus.

Ich darf heute Abend Ihr Reiseleiter sein.“ Mit diesen Worten stellte sich Hans Peter Pairott als neuer Dirigent der Chorgemeinschaft vor. Weniger als fünf Monate, nachdem der 62-jährige den Posten übernommen hat, zeigte sich: Der gebürtige Niedersachse und die Brucker Sänger sind bereits gut zusammengewachsen. Pairott setzt offensichtlich auf Nähe und Augenhöhe. Bei den A-Cappella-Werken verließ er sein Podium und stellte sich direkt vor den Chor im hinteren Bereich der Bühne, nach jedem gelungenen Stück verneigte er sich vor den Mitwirkenden.

Im Programm mischten sich kurze Volkslieder („Winde weh´n, Schiffe geh´n“, „Wieder einmal ausgeflogen“) mit Welt-, Film- und geistlicher Musik sowie einem Ausflug in die Popmusik. „Deutsche Bahn“, ein Song der Vokalgruppe Wise Guys, thematisiert bekannte Problemfelder des Schienenverkehrs, der „zu abgefahrenen Preisen auf abgefahrenen Gleisen“ unterwegs ist. Das Stück sprach sicher jedem leidgeprüften Pendler im Publikum aus der Seele und der Chor hatte sichtlich Spaß an seinem bissigen Text.

Für den Film-Hit „Gabriellas Song“ erschien die international erfolgreiche Opernsängerin Christine Schäfer auf der Bühne – ein bis dahin gut gehütetes Geheimnis. Diesem ersten Höhepunkt des Abends folgten Werke von Gabriel Fauré, der plattdeutschen Band Godewind und dem, wie Pairott anmerkte, „zu Recht vergessenen russischen Komponisten“ Nikolaj Kedrov. Nur bei wenigen seiner Kompositionen lohne es sich, genauer hinzuhören – mit „Pater Noster“ hatte der Chor eine davon ausgewählt. Das monumentale „Finlandia“ von Jean Sibelius verabschiedete das Publikum in die Pause.

Mit einem irischen Volkslied und Auszügen aus der berühmten Friedensmesse des Walisers Karl Jenkins machten Chor und Orchester Station im Westen Europas, bevor es über Italien in die Heimat zurück ging. Ein fulminanter Schluss gelang mit „O Fortuna“ aus Carl Orffs „Carmina Burana“.

Dass das junge Orchester insgesamt überzeugte und mit einigen ausgezeichneten Solisten aufwarten konnte – darunter Julia Theopold und Vanessa Pairott an der Querflöte, Daniela Grepmair am Klavier und Olivier Varlan-Hein am Kontrabass – , macht gespannt auf das, was Pairott in Zukunft noch alles bieten werden. Verstärkung braucht der Chor allerdings nach wie vor. Ein Aufruf von der Bühne und im Programmheft lassen daran keinen Zweifel.

Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2019

Viel Schwung und ein melancholischer Abschied

Klaus Linkel (vorne links) dirigiert zum letzten Mal das Neujahrskonzert „seiner“ Chorgemeinschaft. Unterstützt werden die Sänger wie schon so oft vom Westböhmischen Symphonieorchester Marienbad. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Von Klaus Mohr

Das Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck begeistert das Publikum wie gewohnt mit Klassikern der Operettenmusik. Zum Schluss gibt es aber eine schlechte Nachricht: Klaus und Lilli Linkel werden 2020 nicht mehr dabei sein.

Der Dreivierteltakt verkörpert am besten die hoffnungsvolle Stimmung in den ersten Tagen eines neuen Jahres. Das war auch beim traditionellen Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck der Fall, in dessen Mittelpunkt die Operette aller Operetten, nämlich „Die Fledermaus“ von Johann Strauß als Rahmenhandlung stand. Zusammen mit den 36 Sängern der Chorgemeinschaft standen die Solisten Márta Kosztolányi und Dora Garcidueñas (Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) auf der Bühne. Das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad erwies sich wie in den vergangenen Jahren als stets zuverlässiger Partner der Sänger. Die Gesamtleitung hatte Klaus Linkel, Lilli Linkel führte in gewohnter Weise charmant durch das Programm.

Mit der Ouvertüre zur „Fledermaus“ begann der Abend ebenso routiniert wie schwungvoll. Ruhe und Gelassenheit des Musizierens ermöglichten eine stimmige Klangbalance und sehr schöne Bläsersolisten. Den Ball beim Prinzen Orlowsky bezeichnete Lilli Linkel in ihrer Moderation als großes gesellschaftliches Ereignis und outete sich dabei selbst als Society-Reporterin, die das Publikum auf dieser Reise begleitet. Veritables Operettenfeeling stellte sich dann mit den folgenden Nummern aus der „Fledermaus“ ein: Gesangslehrer Alfred (Christian Bauer) machte Rosalinde (Márta Kosztolányi) den Hof, während Gabriel von Eisenstein (Torsten Frisch) sich auf einen mehrtägigen Gefängnisaufenthalt vorbereitete.

Stubenmädchen Adele (Dora Garcidueñas) dachte über eine Idee nach, wie sie sich einen Ballbesuch ermöglichen könnte. Sehr effektvoller Orchesterklang rückte den von Torsten Frisch vorgetragenen Song „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ von Theo Mackeben aus dem Film „Tanz auf dem Vulkan“ ins richtige Licht. Und die Nummer „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“ aus „Land des Lächelns“ von Franz Lehár brachte gar den ganzen Frauenchor in Bewegung und war damit nicht nur ein akustisches, sondern auch ein optisches Highlight. Das kurzfristige Gastspiel des Phantoms der Oper leitete in die Pause und danach mit dem „Bacchanal der Geister“ aus der Operette „Das verwunschene Schloss“ von Carl Millöcker in die zweite Konzerthälfte hinein.

Dora Garcidueñas überzeugte als Adele in schönstem Soubrettenton mit der „Unschuld vom Lande“, wiederum aus der „Fledermaus“. Die letzte Nummer des Programms war das Finale des zweiten Aktes aus der „Fledermaus“. Alle Akteure vereinten sich hier zu einem klangprächtigen und in jeder Hinsicht sehr farbenfrohen Finale.

In die Vorfreude auf das Neue Jahr mischten sich am Ende Wehmut und Melancholie: Lilli Linkel gab bekannt, dass es für sie und ihren Mann das letzte Neujahrskonzert gewesen sei und dass sie sich zurückziehen würden. Auf Initiative von Klaus Linkel veranstaltete die Chorgemeinschaft seit 1995 jährlich ein Neujahrskonzert, das ab 1998 aufgrund der großen Resonanz beim Publikum jeweils zweimal aufgeführt wurde. In der Kombination des Chores mit einem großen Symphonieorchester und Solisten sowie mit einem Schwerpunkt auf der Operette war dieses Neujahrskonzert in der Region einzigartig. Einzigartig war es aber insbesondere deshalb, weil Klaus Linkel nicht nur der souveräne Dirigent dieser Konzerte war, sondern durch zahlreiche und höchst gelungene Arrangements die passenden Nummern immer wieder seinem Chor auf den „Leib geschrieben hat“. Ein solch motivierender Allrounder wird nicht nur der Chorgemeinschaft, sondern der kulturellen Szene im Landkreis insgesamt fehlen.

Standing Ovations galten am Ende nicht nur diesem Neujahrskonzert, sondern vor allem Klaus Linkel. Der Abend fand mit dem Radetzky-Marsch als letzter Zugabe und Goldregen von oben schließlich sein endgültiges Ende.