Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Ein Feuerwerk der Klassik

Vom Feuerwerk zum wepsigen Hummelflug

Kultursommer in Fürstenfeld eröffnet

VON ARNO PREISER

Fürstenfeldbruck – Obwohl es nachmittags regnete, wurde der Fürstenfelder Kultursommer abends im Stadtsaalhof als Open-Air-Ereignis eröffnet. Unter Klaus Linkel beeindruckte die Tschechische Kammer-philharmonie Prag das Riesen-publikum. Das „Feuerwerk der Klassik“ begann mit zündenden Forte-Piano-Kontrasten der Ouvertüre zu Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“.
Daß eine romantische Meditation ebenfalls als dramatischer Akzent wirken kann, beweist Jules Massenet in der Oper „Thais“ mit dem Violinsolo. Das Vorspiel zu Bizets Oper „Carmen“ verbindet spanisches Lokalkolorit mit Leidenschaftsrhythmen zur Tragödie. Die Musiker gestalteten auch hier plastisch und farbig. Dann entfalteten sie einzelne Stimmen zur „Barkarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen“. Dazu kontrastierte der einem Reitermarsch ähnelnde Allegro-Teil der Ouvertüre zu Rossinis Oper „Wilhelm Tell“ wie ein heftiger Sturm, aufzufassen als Sinnbild des Widerstands gegen verhaßte Fremdherrschaft. Das paßte zum Schiller-Jahr.
Auch Andersens 200. Geburtstag wurde berücksichtigt. Auf dessen Märchen „Die kleine Seejungfrau“ fußt das Libretto zu Dvoráks Oper „Rusalka“.
Oboist Zdenek Adam, der das Ensemble 1989 gründete, gefiel als Solist einer Bearbeitung von Bachs „Air“, sowie der gefühlvollen „Romanze“ aus Bizets Oper „Die Perlenfischer“.
Auch malte das Orchester aus, wie Smetanas „Moldau“ von der Quelle an munter plätschert und in der Sonne glitzert, bis Jagdfanfaren der Hörner und eine Polka erklingen und der Fluß nach wildem Gefälle als breiter Strom Prag erreicht.
Bei einer russischen Romantik-Auslese schilderten die Musiker
mit der Ouvertüre zu Glinkas Oper „Ruslan und Ludmilla“ den Helden als kraftvollen Krieger. Weich sang der Oboist das Leitmotiv der verzauberten Schwäne in Tschaikowskys „Dornröschen-Ballett“. Daß auch ein Hornist eine Tenorstimme ersetzen kann, zeigte sich beim Lob des Herzogs von Mantua auf die Untreue aus Verdis „Rigoletto“. Betont sanglich gestaltete das Orchester auch das „Intermezzo“ aus Mascagnis „Cavalleria Rusticana“. Die Streicher verscheuchten die schwermütige Stimmung mit Rimskij Korsakows wepsigem „Hummelflug“. Mit Tanzsätzen verabschiedete das Orchester das begeisterte Publikum. Den großen Erfolg auch des Veranstalters, der Brucker Chorgemeinschaft, kann Linkel, der launig moderierte, gut brauchen. Am nächsten Sonntag gibt er im traditionsreichen Smetana-Saal in Prag mit der Kammerphilharmonie ein Konzert.