Paukenschlägen zur Eröffnung folgen am Ende Beifallssalven
Farbige Klänge beim zweiten Neujahrskonzert in Fürstenfeld
VON ARNO PREISER
Fürstenfeldbruck – Im Stadtsaal beeindruckten beim zweiten Neujahrskonzert neben dem plastischen und farbigen Klang der Mährischen Philharmonie Olmütz sowie erprobten Vokalsolisten die Brucker Chorgemeinschaft als sorgfältig einstudiertes Großensemble. Klaus Linkel gefiel als temperamentvoller Dirigent und äußerst geschickter Arrangeur der Gesangspartien, was die Chormitglieder durch hingebungsvolles Singen zu erwidern schienen.
Eröffnenden Paukenschlägen folgte besänftigender Soloflöten- und Harfen- sowie Streicherklang. Andrea Viaricci (Sopran) sang mit glaubwürdigem Musical-Pathos das Lied der egozentrischen Kaiserin Sissi („Ich gehör´ nur mir“). Elisabeth Hallberg (Sopran) ließ beim „Memory“ der vereinsamten Halbweltkatze Grizabella Wehmut einfließen – eine Nachtmusik, wie Moderatorin Lilli Linkel zu dieser Kostprobe aus Lloyd Webbers „Cats“ betonte. Unerfüllt blieb aber der Traum der Vietnamesin Kim vom Leben mit dem Marinesoldaten Chris aus Claude-Michel Schönbergs Musical „Miss Saigon“.
Fernöstlichen Orchesterrhythmen passten sich Viaricci und Christian Bauer, ein Tenor ebenfalls weichen Timbres, bei Liebesduetten vor und nach dem Vietnameinsatz an. Ebenso der Chor, den amerikanischen Traum teils heftig entlarvend. Bei so viel Tragik bot der Auftritt des aus Ulm außerplanmäßig reingeschneiten Tenors Leslie ter Jung mit Frank Sinatras Hit „New York, New York“ eine freudige Neujahrsüberraschung.
Slawisch gefärbte melodische Momente
Mit Ausschnitten aus Maury Yestons Musical „Titanic“ rundeten Terzett und Chor den Musical-Teil mit Dramatik ab. Franz Lehár als einem Stern am Himmel der silbernen Operette galt der nächste Teil. Den tschechischen Musikern schien die selten gespielte Ouvertüre, die Lehár Jahrzehnte nach der „Lustigen Witwe“ für den Konzertsaal schrieb, mit ihren slawisch gefärbten melodischen und dramatischen Momenten im Blut zu liegen. Tenor und Chor machten beim strahlenden „Freunde, das Leben ist lebenswert“ fast vergessen, dass Besucher der Uraufführung der „Giuditta“ 1934 in der Wiener Staatsoper – das Ende der Gattung Operette befürchtend – in Tränen ausbrachen. In Bruck erinnerten Andrea Viaricci an den „Graf von Luxemburg“ und Elisabeth Hallberg an „Zigeunerliebe“. Letztere mit leuchtendem Csárdás-Lied vom „süßen Land der Muttersprache“ im Wetteifer mit lieblichem Konzertmeisterton.
Der Chor mit genauen Einsätzen, deutlicher Artikulation und Aussprache, sowie einfühlsamem Modulieren, bewährte sich bei dem rhythmisch nicht leichten Lied „Am Rio Negro“. Auch die Solisten waren bei den flotten Schlagern aus der „Maske in Blau“ von Fred Raymond in ihrem Element. So ertönten am Ende Beifallssalven.