Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2007

Glänzende Konzerte zum Jahresbeginn

Bewährte Chorgemeinschaft

VON ARNO PREISER

Fürstenfeldbruck – Beim Neujahrskonzert im Stadtsaal, voll besetzt auch am zweiten Abend, gefiel die Chorgemeinschaft Bruck mit Kostproben aus bekannten, aber auch extrem selten zu hörenden Operetten. Auch heuer bewährten sich Vokalquartett und Mährische Philharmonie Olmütz, befeuernd wirkte Dirigent Klaus Linkel. Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum bei beiden Vorstellungen.

Die Nöte von Amateurensembles – hier: viele, darunter junge Frauenstimmen, Männerstimmen mit wenig Nachwuchs – sucht die Chorgemeinschaft durch fleißiges Proben auszugleichen. Das trug Früchte, vor allem auch bei der Rarität, die „Großherzogin von Gerolstein“ von Jacques Offenbach.
Als Moderatorin, die mitunter auch die Neugier des Publikums zu wecken wusste, wies Lilli Linkel auf den Zarenbesuch der Uraufführung hin – 1867 in Paris, wohin zur Weltausstellung Fürsten aus aller Welt reisten. Bei der Ouvertüre spielten die Blechbläser auf den grotesken Militarismus des Fantasie-Kleinstaats an. Der Bäuerinnen- und Soldatenchor sang vom baldigen Abmarsch, ein Walzer des hell timbrierten Tenors Christian Bauer galt schönen Mädchen, der hochgewachsene stimmgewaltige Bassbariton Martin Krasnenko prunkte: „Ich bin der General Bumm, piff, paff, puff, tara papa pumm!“ Einfühlsam begleitete der Chor und sang Kehrreime. Mit den Sopranen Andrea Viaricci und Elisabeth Hallberg war das Quartett vollständig.
Dem Chor glückte es, den nicht leichten Marsch „Welch ein berühmtes Regiment“ rhythmisch zu pointieren.

Mit Trompetensolo, klingendem Spiel und Pauken zog das Orchester martialischem Klang differenzierte Farbigkeit vor.
Eröffnend bestätigte das Orchester beim Walzer „Gold und Silber“ – wo lieblichem Harfensolo fröhlicher Holzbläserklang und der Walzer der Streicher folgten – Franz Lehár als Meister der Silbernen Operettenära. Aus seiner Operette „Der Zarewitsch“ (1927) sang jede der Soprane ein Lied oder Duett in leuchtenden Spitzentönen. Intonierte der Tenor das Lied „Es steht ein Soldat am Wolgastrand“ berührend, so erhielt die Stimmung beim Vortrag des Chors melancholisches Gewicht.

Temperamentvolles Dirigat

Linkel, der sehr temperamentvoll dirigierte, arrangierte etwa auch die Lieder einer Robert-Stolz-Auslese für Solisten und Chor, der beim Slowfox „Die ganze Welt ist himmelblau, wenn ich in deine Augen schau“ gute Laune verbreitete. Nun sangen die beiden Soprane, vom Chor gefolgt, das besinnliche „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“. So wechselte die Gestimmtheit, bis der Chor dem Tenor-Bass-Duett „Musikant, Musikant, wo ist deine Heimat“ wehmütig folgte.
Die Stimmung wurde vertieft, bis Quartett und Chor sie bei „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ verscheuchten, strahlend dessen Schluss. Das Finale mit Ausschnitten aus der nicht von Johann Strauß selbst für die Bühne bearbeiteten Operette „Wiener Blut“ wirkte als Anspielung auf einen groß angelegten Opernball. Orchester und Chor leiteten ihn mit der Polonaise ein, „Ach wer zählt die vielen Namen, die von Nord, Süd, Ost und West gastlich hier zusammenkamen“.