Musical, Jazzoper und beschwingtes Singspiel begeistern – Neujahrskonzerte in Fürstenfeldbruck
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VON KLAUS KRIESBACH
Fürstenfeldbruck – Vor 16 Jahren wurde das Neujahrskonzert in Fürstenfeldbruck durch den Dirigenten und Chorleiter Klaus Linkel aus der Taufe gehoben. Nach wie vor erfreut es sich nicht nur uneingeschränkter Beliebtheit, sondern es ist aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken. In all den Jahren standen renommierte Orchester und Solisten auf der Bühne, die gemeinsam mit der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck einen spritzigen Jahresauftakt garantierten. Ende November 2010 sang die Chorgemeinschaft noch in ihrem traditionellen Weihnachtskonzert. Für den multimusikalischen Chor ist es jedoch kein Problem, sich von einem klassischen Repertoire auf anspruchsvolle Musicals, ja sogar auf eine Jazzoper und beschwingte Melodien aus einem Singspiel einzustellen. Gerade diese Vielseitigkeit schätzt das Publikum bei diesem lupenreinen Laienchor immer wieder aufs Neue.
Wie schon häufig lag auch diesmal die musikalische Gestaltung bei dem Orchester des Südböhmischen Theaters Budweis. Als Solisten wirkten mit: Màrta Kosztolànyi, Sopran, Sonja Adam, Sopran, Christian Bauer, Tenor und Torsten Frisch, Bariton. Den choristischen Part hatte wie immer die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck übernommen. Klaus Linkel dirigierte in bewährter Manier und mit Esprit führte Lilli Linkel als charmante Moderatorin durch das Programm. Schon die Ouvertüre zum Musical „West Side Story“ vermittelt die ganze Dramatik, die Zartheit einer tragisch endenden Liebe. Lateinamerikanische Klänge kreieren aber auch die Lebensfreude der Jugend. In Verona stellten sich einst zwei verfeindete Familien zwischen Romeo und Julia. Im New York der 40-Jahre verhinderten zwei rivalisierende Gangs das Glück von Maria und Toni. Das Orchester des Südböhmischen Theaters in Budweis eröffnete damit das Neujahrskonzert im Stadtsaal in Fürstenfeld und lebte die jazzigen Facetten des Meisterwerkes von Leonard Bernstein kongenial aus. Die Gesangsstücke „Maria“ und „Irgendwo“, einfühlsam gesungen von Christian Bauer und im Duett mit Màrta Kosztolànyi, schlossen sich an und berührten das Publikum.
„Glitter and be Gay“ ist das Showstück für viele Sopranistinnen mit koloraturistischen Ambitionen schlechthin. Sonja Adam glänzte mit diesem Song aus dem Musical „Candide“ von Leonard Bernstein und brachte das Publikum zum Toben. Als das Musical im Jahre 1956 am Broadway uraufgeführt wurde, war es zunächst ein Flop, obwohl die Kritik später die Musik als die kunstvollste beschrieb, die bis dahin in diesem Genre für die Bühne komponiert wurde.
Mit seiner Oper „Porgy and Bess“ hat Georges Gershwin ein authentisches Bild über das Leben der schwarzen Bevölkerung in Amerika gezeichnet. Dabei hat er sich sowohl amerikanischen als auch afrikanischen Klangbildern in der Musik zu eigen gemacht. Nach der Orchestereinleitung mit dem weltberühmten „Summertime“ erklangen „I Got Plenty O´Nuttin´“, „Bess, You Is My Woman Now“, „It Ain´t Necessarily Now“. Hier bedient sich Gershwin des Call and Response, dem Wechselgesang, der auf den Baumwollfeldern erklang. Mit „O Lord, I´m On my Way“ endete das eindrucksvolle Medley. Solisten und Chor versetzten mit einer faszinierenden Interpretation in die Schwarzensiedlung Catfish Row in South Carolina. Die als Verbeugung vor dem Publikum gewählten deutschen Texte trugen zum besseren Verständnis bei. Die wahre Authenzität vermittelt jedoch nach wie vor die Originalsprache.
Der ungekrönte König des musikalischen Lustspiels der 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts war zweifellos Ralph Benatzky. Sein wohl berühmtestes Werk ist das Singspiel „Im weißen Rössl“. Zuvor hatte er sich aber schon mit „Meine Schwester und ich“ und „Bezauberndes Fräulein“ einen Namen gemacht. Der zweite Teil der beiden Neujahrskonzerte gehörte jedoch dem turbulenten Treiben im Weißen Rössl am Wolfgangsee. Es erklingt ein Loblied auf das Salzkammergut, ungeduldige Gäste gilt es zu beschwichtigen und die fesche Rösslwirtin Josepha Vogelhuber muss sich des sie ungestüm umwerbenden Zahlkellners Leopold erwehren. Viele illustere Feriengäste komplettieren das bunte Treiben auf der Bühne. Dazu erklingen die unsterblichen Melodien von Ralph Benatzky und auch Robert Gilbert und Robert Stolz haben Kompositionen beigesteuert. In dieser Vielfalt von schmissigen und eingängigen Melodien wetteiferten Orchester, Solisten und ein prächtig eingestellter Chor. Da lodert Feuer in den Augen der Sängerinnen und Sänger als wären sie selbst dabei gewesen.
Ohne Zugaben ging es auch in diesem Jahr nicht. Mit viel Schmiss erklang der Marsch „Einzug der Gladiatoren“ von Julius Fucik und in „Rule Britannia“, Englands zweiter Nationalhymne, verpackte die Chorgemeinschaft ihre Neujahrwünsche ans Publikum. Nach dem obligatorischen Radetzky-Marsch vereinigten sich großer Applaus mit dem von der Saaldecke herabtaumelnden Goldflitter zu einem imposanten Schlussbild.