Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2011

Mit dem Radetzky-Marsch ins Neue Jahr

Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck erfüllt den Brucker Stadtsaal an zwei Abenden mit schwungvollen Melodien.
Dirigent Klaus Linkel (links), die Solisten Christian Bauer und Màrta Kosztolànyi (rechts) und Mitglieder des Chores (oben). Fotos: Günther Reger

VON KLAUS MOHR

Fürstenfeldbruck – Neujahrskonzerte leben von der Aura der Vorfreude auf ein Neues Jahr. Das drückt sich in stimmungsvoller Saaldekoration ebenso aus wie in der festlichen Garderobe der Besucher. Auch beim Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck, das den Stadtsaal nicht nur am Neujahrstag, sondern zusätzlich am folgenden Sonntag füllte, war das so. Hinzu kam ein Chor, dessen Damen (also zwei Drittel der Mitglieder) sich sehr individuell und geschmackvoll in Abendgarderobe präsentierten, was für die Besucher eine bunt gemischte Kulisse auf der Bühne ergab. Außer dem aus gut fünfzig Sängerinnen und Sängern bestehenden Chor waren das Orchester des Südböhmischen Theaters Budweis sowie die Solisten Màrta Kosztolànyi (Sopran), Sonja Adam (Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) zu hören. Die Gesamtleitung hatte Klaus Linkel.

Das Programm konzentrierte sich auf drei Komponisten, wobei in der ersten Konzerthälfte Ausschnitte aus den Musicals „West Side Story“ und „Candide“ von Leonard Bernstein und solche aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin erklangen. Der zweite Teil enthielt eine Art Potpourri aus dem Singspiel „Im weißen Rössl“ von Ralph Benatzky. Dramaturgische Bögen ergaben sich einerseits dadurch, dass die einzelnen Teile eine inhaltliche Verbindung aufwiesen. Andererseits verknüpfte Lilli Linkel die Ausschnitte mit gut gewählten Moderationstexten miteinander, was dem Zuhörer sonst wahrscheinlich nicht präsent gewesen wäre.

Mit der Film-Ouvertüre zur „West Side Story“ begann die Programmfolge. Das Profiorchester konnte hier in der nahtlosen Zusammenfügung wichtiger Melodien aus dem Musical überzeugend seine Qualitäten ausspielen: Die Klangmacht symphonischer Blechbläser, schwelgende Geigenmelodien mit sehnsüchtigem Charakter oder auch komplexe, vom Drumset prägnant eingebrachte Rhythmen wurden von Klaus Linkel präzise dirigentisch geführt. Auf sicherem Orchesterfundament konnte Christian Bauer dann als Tony mit ausgeglichener, oft leidenschaftlicher Tongebung sein Maria besingen. In „Irgendwo“ traten Màrta Kosztolànyi und Christian Bauer in Korrespondenz zum Chor. Die Melodien der Solisten wurden, eingebettet in imposante Steigerungen, vom Chor aufgenommen und wiederholt. Die richtige klangliche Balance zweischen den Beteiligten wurde dabei auch durch eine akustisch unauffällige Verstärkung in jeder Phase sichergestellt.

Der Auftritt von Sonja Adam in „Glitter and be Gay“ aus „Candide“ glich einer Performance. Sie lebte gleichsam ihre Rolle, verkörperte sie effektvoll durch Kostüm und Geste. Stimmlich brachte sie nicht nur ihren substanzreichen Sopran, sondern auch manche charakteristische dirty tones ein.

Die Ausschnitte aus „Porgy and Bess“ hoben im Orchester wunderbar die Grenzen zwischen Opernmusik und Jazzklängen auf, wobei sich die Sänger sehr flexibel diesen Klangqualitäten anschlossen. Schade war nur, dass die einzelnen Titel, obwohl in englischer Sprache im Programm abgedruckt, hier auf Deutsch gesungen wurden.

West Side Story meets Weißes Rössl

Nach der Pause entfaltete sich auf der Bühne auf ganz natürliche Weise Operettenstimmung in den Melodien aus „Im weißen Rössl“. Die Protagonisten setzten stimmlichen Charme und reichlich mimisches Spiel ein, das Orchester lieferte die Klangkulisse dazu und der Chor bildete eine aktive, deutlich deklamierende Hotelgesellschaft. Drei Zugaben als Dank für den begeisterten Applaus des Publikums gab es am Ende. Der Radetzky-Marsch, der auch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker abschließt, bildete auch hier den Schlusspunkt.