Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Jubiläumsfeier 150 Jahre Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck

Sänger sind kulturelle Größe geworden

Mit einer stimmungsvollen Matinee im Barocksaal der Polizei-Fachhochschule hat die Chorgemeinschaft MGV mit geladenen Gästen ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Zuvor hatte der Gesangsverein in der Klosterkirche mit der vom musikalischen Leiter Klaus Linkel komponierten Missa Festiva seine künstlerische Qualität bewiesen.
OB Sepp Kellerer (Mitte) ehrt den Vorsitzenden Ludwig Lösch (links) und den musikalischen Leiter Klaus Linkel Foto:Vox

VON TINA RODERMUND-VOGL

Fürstenfeldbruck – Festredner Thomas Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrates, stellte die Vereinsgründung in einen geschichtlichen und gesellschaftspolitischen Kontext. Zudem hob er besonders die Entwicklung des Chors unter der Leitung von Klaus Linkel hervor. Mit einem Blick auf die Zukunft betonte er, wie wichtig gerade in Zeiten des passiven Musikkonsums mittels Fernsehen und MP3-Playern die Nachwuchsförderung sei. Begabungen gelte es zu entdecken und Begeisterung bei Kindern und Jugendlichen zu wecken. „Wenn der Chorgesang eine Zukunft haben soll, müssen aber die Kräfte der Gesellschaft mitwirken“, forderte er mit Blickrichtung auf die Eltern, aber auch die Schulen.

OB Sepp Kellerer (CSU) bezeichnete die Chorgemeinschaft als einen der Aktivposten der Stadt. Er lobte das Engagement der Mitglieder, die für die Proben auf viel Freizeit verzichten würden. „Nur wenn auch die Gemeinschaft stimmt und man sich wohl fühlt im Verein, kann man Leistung bringen“. Da man mittlerweile in Bruck an hohe Qualität gewohnt sei, könne ein Verein nur überleben, wenn er diese und Kontinuität gewährleiste. Kellerer ehrte Klaus Linkel und den Vorsitzenden Ludwig Lösch für ihr fast 30-jähriges Engagement.

Der Chor zeige eine lebendige und leistungsfähige Repräsentation des Chorgesangs, lobte Vize-Landrat Hans Wieser. Mit Idealismus und Ausdauer sei er eine kulturelle Größe im Landkreis geworden. Neben Beständigkeit und Disziplin stehe aber immer die gemeinsame Freude am Musizieren im Mittelpunkt. Dabei schaffe die Musik Gemeinschaftssinn und pflege die Tradition und das Heimatgefühl.

Eduard Huber vom Ammersee-Amper-Sängerkreis überreichte im Namen des Deutschen Chorverbandes eine Ehrenurkunde. Er blickte bereits in Richtung 200-Jahr-Feier. Unter dem Gelächter der Zuhörer meinte er, die Grundlage sei durch den 1992 gegründeten Kinderchor geschafften. Moderator Ludwig Lösch merkte mit einem Schmunzeln und mit Blick auf die Altersstruktur des Chores an: „Wir sind nicht das Ordinariat München, denn nur die haben das ewige Leben“.

Höchst unterhaltsam führten die Vize-Vorsitzende Helga Lindner und Konrad Buchner eine Szene aus den Gründungstagen vor. Als Ehepaar Dellinger – Sepp Dellinger war ein Gründungsmitglied – berichteten sie auch von den damaligen Verhältnissen in Bruck. Schließlich wurden Roswitha Heine, Konrad Buchner, Adalbert Grandy und Ludwig Lösch wegen ihrer besonderen und langjährigen Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt. Für die musikalische Untermalung der Jubiläumsfeier sorgte die Harfenistin Nora Sander mit südamerikanischen Stücken.

Chronik ausgestellt

Anlässlich der Matinee zeigte die Chorgemeinschaft einen besonderen Schatz: ihre seit der Gründung 1861 geführte Chronik. Vom ersten Tag an wurde sie sorgsam zusammengestellt und aufbewahrt. So sind unter anderem Originaldokumente über Sängerfeste, von Aufführungen sowie Programme und Reden erhalten geblieben. Vor dem Zeitalter der Schreibmaschine wurden sie in kunstvollen Handschriften angefertigt und mit zum Teil kolorierten oder sogar vergoldeten Zeichnungen versehen. Diese sind nicht nur Teil der Vereinsgeschichte, sondern auch ein wertvoller Beleg der damaligen Zeit.