Fürstenfeldbrucker SZ: Festival der schönen Stimmen

Leichte Kost für Opernfreunde

Die Chorgemeinschaft erfreut ihr Publikum mit einem „Festival der schönen Stimmen“
Schöne Stimme – die Nürnberger Sopranistin Christina Gerstberger mit Musikern der Tschechischen Kammerphilharmonie Prag.

Von Julia Berghofer

Fürstenfeldbruck – Eine Oper ist immer ein Erlebnis, besonders, wenn es sich um die berühmten Werke der wirklich großen Komponisten handelt. Ob Händels „Rinaldo“, Mozarts „Zauberflöte“ oder Bizets „Carmen“, sie alle formen eine Welt für sich, in die der Zuschauer hineingezogen wird. Umso verführerischer ist es, wenn man an einem einzigen Abend einen kurzen Blick in ganz verschiedene dieser Welten werfen und das leidenschaftliche Flair der französischen Oper in der Romantik ebenso wie die dichte Atmosphäre des Barock genießen darf.

Das war offenbar der Plan der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck, die am Samstag im Rahmen eines „Festivals der schönen Stimmen“ eine bunte und abwechslungsreiche Zusammenstellung unterschiedlichster Stücke und Epochen präsentierte. Begonnen wurde mit Händel, dann ging es über Mozart, Gluck und Schubert bis hin zu Bizet. Zum Schluss und in guter Tradition, denn Lortzing gehört seit gut einem Jahr mit der szenischen Aufführung des „Wildschütz“ zum Repertoire der Chorgemeinschaft, wurden Partien aus der romantischen Oper gesungen. Begleitet wurden der über 50 Frauen und Männer starke Chor und die vier Solisten von der Tschechischen Kammerphilharmonie Prag, die zuletzt in diesem Frühjahr mit der Chorgemeinschaft zusammen einen Konzertabend gestaltet hat. Wo der Bogen über so viele Jahrhunderte gespannt wird, und dennoch Authentizität gewahrt werden soll, ist es nicht einfach, einen geeigneten Rahmen zu finden, zumal, wenn das Bühnenbild nicht gewechselt werden kann. Doch die Chorgemeinschaft, Lilli Linkel, die das Programm anmoderierte, und der Dirigent Klaus Linkel schafften diesen Spagat ohne Schwierigkeiten. Dramatische und romantische Themen und der emotionale Wechsel zwischen Liebe, Hass, Verzweiflung und euphorischer Leichtigkeit wurden angenehm von dem schlichten Farbenspiel auf der Bühne untermalt und fanden in der Gestaltung des Stdtsaals einen mühelosen Zugang zur Moderne.

Diese „kleine Zeitreise durch die Welt der Oper“, wie Lilli Linkel sie nannte, hatte vor allem die menschlichen Gefühle und die Art, wie sie bei unterschiedlichen Komponisten umgesetzt wurden, zum Thema. Und tatsächlich gelang es den Sängern und dem Chor, die Zuschauer in die jeweilige Epoche zu entführen und sie mit der verzweifelten Almirena mitleiden und sich von Papagenos beschwingtem Gemüt anstecken zu lassen. Dabei stellte sich insbesondere die tschechische Sopranistin Olga Jelinkova als Glücksgriff heraus. Ihre eindringliche Interpretation der Arie der „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte versetzte den gesamten Saal in regelrechte Verzückung. Doch auch die Nürnberger Sopranistin Christina Gerstberger, die Altistin und Mezzosopranistin Annette Kramny aus München und der Leipziger Bariton Torsten Frisch begeisterten mit ihren emotionalen Darbietungen, die sich in harmonischer Weise mit den klangvollen Stücken des Chors abwechselten. Lortzings Spieloper rundete den gelungenen Abend elegant ab, denn als Kind umherziehender Gaukler hatte der gebürtige Berliner jahrelang die deutsche Provinz bereist und wusste wohl auch das Leben jenseits der Großstadt zu schätzen.