Festival der schönen Stimmen
Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck gastiert mit der Tschechischen Kammerphilharmonie Prag im Stadtsaal
Von Klaus Kriesbach
Fürstenfeldbruck – Seit 30 Jahren leitet Klaus Linkel nunmehr die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck. Es schien, als habe er mit dem Herbstkonzert „Festival der schönen Stimmen“ nicht nur dem Publikum im Stadtsaal, sondern auch sich eine Freude machen wollen.
Unter seinem vitalen Dirigat entfaltete sich die Tschechische Kammerphilharmonie zu einem vorzüglich musizierenden Klangkörper. Solisten und Chor bildeten dazu die gesangliche Komponente in einem Konzert, bei dem nur Preziosen des klassischen Musikschaffens auf dem Programmzettel standen. Das Publikum im vollbesetzten Stadtsaal erlebte eine Zeitreise durch Barock, Vorklassik, Wiener Klassik bis hin zur Romantik und der deutschen Spieloper. Der Moderatorin Lilli Linkel machte es sichtlich Spaß, das Publikum kompetent mit den musikalischen Genies bekannt zu machen.
Mit der Battaglia aus „Rinaldo“ von Georg Friedrich Händel, dem Meister der Barockoper, erklang eine martialische Komposition, die den Kampf der Ordensritter vor Jerusalem symbolisiert. Aus Ohrenschmaus folgte das bekannte Largo aus seiner Oper „Xerxes“, das die Sopranistin Christina Gerstberger als „Ombra maifu“ gefühlvoll darbot. Im Duett „Tausend holde Grazien“ zwischen Ronaldo und Almirena waren dann Olga Jelinková und Annette Kramny (Mezzosopran) zu hören. Dominierende Streicher und das Cembalo ließen barocke Klangfarben erstrahlen. Stimmgewaltig und freudig nuanciert trat der Chor mit „Die Trompete, die uns rief“ in Erscheinung. Die Arie der Almirena „Lass mich beweinen“ aus „Rinaldo“ veredelte Olga Jelinková mit wunderschöner Sopranstimme.
Der Frühromantiker Christoph Willibald Gluck hatte ein besonderes Faible für die griechische Mythologie. Die Altistin Annette Kramny schlüpfte in die Rolle des leierschlagenden Sängers Orpheus und klagte „Ach, ich habe sie verloren“. Pathetisch und flehend folgte der kongenial dazu eingestellte Chor mit „Komm ins Reich beglückter Schatten“.
Wolfgang Amadeus Mozart, das Genie aus Salzburg, ließ mit seinen Arien und Duetten aus „Die Zauberflöte“ der heiteren Muse freien Lauf. Unbeschwert kam die Ariette des Papageno mit Torsten Frisch daher, der denn gemeinsam mit Christina Gerstberger die Liebe der Männer zu ergründen suchte. Mit prächtigen Koloraturen erfreute Olga Jelinková als Königin der Nacht und danach mit der Arie der Gräfin Almaviva aus „Die Hochzeit des Figaro“. Der Frauenchor als junge Bauernmädchen hofierte mit „Gnäd´ge Gräfin“. Auch zu Mozarts Zeiten machten es schon alle. „Cosi fan tutte“ eben. Des Terzettino „Weht leiser ihr Winde“ aus dieser Oper sangen Christina Gerstberger, Annette Kramny und Torsten Frisch. Das Lustspiel „Rosamunde“ aus der Feder von Franz Schuber ist Romantik pur. Den Hirtenchor sang die Chorgemeinschaft feinnervig-beschwingt und ließ die blaue Blume als Symbol der Romantik erblühen. In gleicher Musikepoche komponierte Georges Bizet seine „Carmen“. Der spanischste aller Franzosen hatte die iberische Halbinsel nie besucht und doch atmet seine Musik das Feuer und die Gefühlswelt dieses Landes. Annette Kramny und der Chor begeisterten mit der „Habanera“. Tosten Frisch gefiel mit dem Couplet des Escamillo ebenso wie Olga Jelinková mit der Arie der Micaela.
Albert Lortzing gilt als Meister der deutschen Spieloper. Mit sonorem Bariton verbreitete Torsten Frisch dann „Heiterkeit und Fröhlichkeit“ aus dessen Oper „Der Wildschütz“, einer humorigen Verwandlungskomödie, bis schließlich Chor und Solisten gemeinsam konstatierten „Ich bin ein schlichtes Kind vom Lande“ und damit einen fulminanten Schlusspunkt setzten.