Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2013

Der Gesang der Liebe

Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck erfreut das Publikum im Stadtsaal mit Operettenmelodien.
Die Musiker aus Leipzig und die Sänger der Chorgemeinschaft konnten sich beim Neujahrskonzert aufeinander verlassen – ebenso wie auf die Solisten (im Bild oben Tenor Christian Bauer).. Foto: Günther Reger

Von Klaus Mohr

Fürstenfeldbruck – Operetten gibt es nur, weil es die Liebe gibt. Geschichten über die Liebe aber können nur entstehen, wenn sich Verwechslungen, Verkleidungen und unwahrscheinliche Zufälle zwischen die Liebenden stellen. Zwar ist der „Kern“ heute so aktuell wie zu allen Zeiten, der Rahmen allerdings wird oft als verstaubt und überholt abgelehnt, weshalb viele Operetten von den Bühnen verschwunden sind. Aus diesem Umstand entwickelte die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck unter der Leitung ihres langjährigen Dirigenten Klaus Linkel eine tragfähige Idee für ihr traditionelles Neujahrskonzert im ausverkauften und festlich geschmückten Brucker Stadtsaal: Sie betitelten ihr Konzert mit „Die Liebe in Dur und Moll“, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf den positiven Seiten der Liebe lag (also „Dur“). Für die beiden Konzerthälften wählten sie zwei ganz unterschiedliche Operetten aus, entnahmen ihnen die schönsten Szenen und Melodien und reihten diese, verbunden durch die moderierenden Worte von Lilli Linkel, zu einer unterhaltsamen Folge.

Die Chorgemeinschaft wird vom Leipziger Symphonieorchester begleitet

Es war jedoch nicht entscheidend, ob man über die Handlungsstränge im Detail Bescheid wusste. Die Kraft der Musik und die Sogwirkung von Rhythmen und Melodien waren stark genug, den Spannungsbogen über den ganzen Abend aufrecht zu erhalten. Unterstützt wurde die Chorgemeinschaft durch das aus etwa 30 Musikern bestehende Leipziger Symphonieorchester – ein professioneller Klangkörper – auf den Musikalisch absolut Verlass war. Als Solisten wirkten Christina Gerstberger (Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) mit.

Ausschnitte aus Jacques Offenbachs „Die schöne Helena“, ein typisches Beispiel für die französische Operette des 19. Jahrhunderts, erklangen im ersten Teil. Um Griechenland als Schauplatz des Geschehens auch optisch zu verdeutlichen, waren die Chordamen alle schwarz gekleidet und sich einen silbrig glänzenden Lurexschal um den Hals gelegt, während die Solisten Andeutungen antiker Gewänder trugen. Auf die Ouvertüre setzte der Frauenchor tonschön auf der Basis des Bläser- und Streicherklangs als Chor der jungen Mädchen ein. Überzeugend verzahnt waren der Bariton in der Rolle des Menelaus und der Chor im Couplet „Bin Menelaus der Gute“. Klaus Linkel erreichte hier und an vielen anderen Stellen eine ausgezeichnete Textdeklamation im Chor, die auf hoher rhythmischer Präzision fußte. Seine motivierenden Gesten forderten immer wieder höchste Konzentration und steten Blickkontakt zwingend ein.

Die Musik von Johann Strauss ruft sommerliche Gefühle hervor

Sommerliche Gefühle kamen bei den Ausschnitten aus „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauss in der zweiten Konzerthälfte auf, nicht zuletzt durch die ganz bunten Festkleider, die die Chordamen trugen. Zum Glanzstück wurde der Aufzugsmarsch „Horch, von San Marco der Glocken Geläut“, bei dem der Chor, das Orchester und die Solisten eingebunden waren und gerade dadurch der Eindruck einer wunderbaren klanglichen Einheit entstand.

Hervorragend war die Idee, die Rolle des Baritons aufzuwerten und in die Dramaturgie der Veranstaltung derart einzubauen, dass auch zwei Arien aus anderen Operetten bruchlos integriert werden konnten. Bedauerlich war, dass die Solisten mit Mikrofonen ausgestattet waren, die den Klang nicht nur „live“, sondern auch aus den Lautsprechern an die Ohren der Zuhörer brachten. Eine Notwendigkeit war nicht ersichtlich, denn die qualitätvollen Stimmen hätten auch so problemlos in der richtigen Balance zum Orchester agieren können. Hier wäre ein Weniger an Technik eindeutig ein Mehr an Musik gewesen.

Es gehört zu den Gewohnheiten dieses Konzertes, dass das ausgedruckte Programm nicht sämtliche am Abend gespielten Stücke aufführt. So war es auch am Dienstag, und auf zwei Zugaben und die besten Wünsche des Dirigenten an das Publikum für das Jahr 2013 folgte noch – wie beim berühmten Wiener Neujahrskonzert – der Radetzky-Marsch. Reichlich Beifall gab es für alle Musiker und viele Menschen verließen den Saal mit glücklichen Gesichtern.