Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2013

Beim Neujahrskonzert spielt der Bariton die erste Geige

Thorsten Frisch (l.) spielte den Herzensbrecher. Foto: Voxbrunner

Von Klaus Kriesbach

Fürstenfeldbruck – Es gibt Konzerte, bei denen kann man sich im Vertrauen auf einen Ohrenschmaus vom ersten Einsatz des Orchesters erwartungsvoll zurücklehnen. Diesem Anspruch werden die Neujahrskonzerte der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck seit vielen Jahren gerecht. Chorleiter und Dirigent Klaus Linkel versteht es immer wieder, ein Programm anzubieten, welches zum Jahresbeginn das heitere Genre in den Vordergrund stellt. Dazu hatte er sich in diesem Jahr das Leipziger Symphonieorchester, Christina Gerstberger (Sopran), Christian Bauer (Tenor), Torsten Frisch (Bariton) und die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck an seine Seite geholt. Er wählte für sein Vorhaben zwei Komponisten aus, deren Melodien immer noch Operettenseligkeit garantieren.

Jacques Offenbach, der in Köln geborene Tausendsassa flotter Operetten, hatte ein Faible für die griechische Antike. So strotzt seine Operette „Die schöne Helena“ von zündenden Melodien, die sowohl in Dur als auch in Moll daherkommen und von Christine Gerstberger (Helena), Christian Bauer (Paris) und Torsten Frisch (Menelaos) in griechischen Kostümen dargeboten wurden. Orchester, Solisten und der Chor überreichten spritzig und humorvoll dieses melodische Bukett von Ohrwürmern.

Die schmissige Ouvertüre des vorzüglichen Orchesters vermittelte Musikvergnügen, glänzend disponierte Solisten entführten in die griechische Mythologie. Ein engagiert singender Chor meisterte selbst die vom Librettisten erdachten und von Offenbach in Töne gesetzten Zungenbrecher. Auf dem Berge Ida kürt Paris unter Aphrodite, Athene und Hera mit der Überreichung eines Apfels das „Griechische Next Top Model“. Seine Wahl fiel auf Aphrodite und die hatte ihm dafür die schöne Helena versprochen. Die ist von dem Jüngling entzückt und wird sogar zickig, als die beiden vom gehörnten Gatten Menelaos in flagranti ertappt werden. Der Trojanische Krieg war wegen dieser Liaison nicht mehr zu verhindern.

Der zweite Teil gehörte dem Walzerkönig Johann Strauß Sohn. Jedes Libretto konnte er mit sprühender Lebensfreude erfüllen. Er nannte seine Operetten stets komische Opern und eine davon ist „Eine Nacht in Venedig“. Dort schildert er das amouröse Ränkespiel während des Karnevals in der Lagunenstadt und eine Menge amüsanter Verwechslungen. In einem großen Querschnitt ließen Orchester, Solisten und Chor sich von der spritzigen Musik infizieren und das muntere Treiben zu Füßen von San Marco auf der Stadtsaalbühne lebendig werden.

Bariton Torsten Frisch war verstimmt, weil nur Tenöre als Herzensbrecher gelten. So baggerte er mit „Dunkelrote Rosen“ die Moderatorin Lilli Linkel an, die ihre Aufgabe auch in diesem Konzert wieder mit Charme und Esprit erfüllte. Tenor Christian Bauer konterte prompt und ließ mit dem Lagunen-Walzer die Herzen der Damenwelt schmelzen. Alle Künstler erfreuten danach mit einem fulminanten Finale.

Der Schnellpolka „Leichtes Blut“ von Johann Strauß Sohn war schmissige Zugabe und Christian Bauer schilderte in einem Chanson von Georg Kreisler „Mein Weib will mich verlassen“ einen unerfüllten Traum. Nach dem obligatorischen Radetzky-Marsch mischte sich tosender Applaus unter den von der Decke taumelnden Goldregen.