Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2014

Reigen unbeschwerter Melodien

Mit ihrem Neujahrskonzert leitet die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck das Jahr 2014 wunderbar ein. Solisten und Chor präsentieren Ausschnitte aus Klassikern der Wiener Operette – zu einer neuen Handlung zusammengefügt.

Von Klaus Mohr

Fürstenfeldbruck – Wenn die Moderatorin Lilli Linkel dem Publikum zu Beginn des Neujahrskonzerts der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck im Stadtsaal nur schöne Erlebnisse im Jahr 2014 wünschte, dann traf diese Hoffnung zumindest auf die gut zwei Stunden Konzertdauer schon einmal vollständig zu. Anders als in den vergangenen Jahren standen diesmal nicht Ausschnitte aus verschiedenen Operetten und Musicals in getrennten Blöcken auf dem Programm. Vielmehr hatte man die Idee realisiert, Ausschnitte aus den Operetten „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller, „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker sowie „Der Zigeunerbaron“ und „Die Fledermaus“ von Johann Strauß so zusammenzufügen, dass ein neuer Handlungsstrang entstand. Die Highlights der klassischen Wiener Operette folgten damit einem neuen dramaturgischen Bogen in halbszenischer Darstellung, den Lilli Linkel mit „Der unerwartete Kuss und seine Folgen“ überschrieb.

Die Musiker setzten die klaren Angaben des Dirigenten mit absoluter Professionalität um.

Außer der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck waren die Solisten Christina Gerstberger und Laura Faig (Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) sowie das Westböhmische Symphonieorchester unter der Gesamtleitung von Klaus Linkel zu hören.

Es ist gar nicht so einfach, lauter „Ohrwürmer“ aneinander zu reihen, ohne dass die Spannung nachlässt. Hier aber gelang es: Vermutlich lag es einerseits an der absoluten Professionalität des Orchesters, dessen Musiker mit höchster Präsenz die überaus klaren Angaben des Dirigenten umsetzten. Andererseits gab es keine Lücken zwischen den Nummern, denn entweder folgte gleich die nächste Musik oder Lilli Linkel führte als Lotsin mit kurzweilig-informativen Sätzen durch die weitere Geschichte. Nicht zuletzt lag es aber auch an der sehr guten Verzahnung der Chorpartien mit denen der Solisten und des Orchesters.

Mit einem Präludium aus dem „Vogelhändler“ ging es los, da erklang festlich-schwungvolle Musik, die auch melancholisch-sinnliche Momente hatte. Die folgende Geschichte hatte mit der Jagd zu tun, und in dessen Zentrum stand der Wald- und Wildmeister Baron Weps (Torsten Frisch). Hörnerklänge signalisierten diesen Zusammenhang musikalisch. Der Chor des Volkes artikulierte in der Nummer „Hurra, her das Gewehr“ den Text deutlich, wobei zunächst der Frauenchor einen Melodiebogen vortrug, bevor der Gesamtchor sehr akkurate Einwürfe zum Geschehen beisteuerte. So farbig und vielfältig die Kleidung der Chordamen war, so vital gerieten auch die Chorpartien. Sekundiert von musikantischen Bläserkantilenen waren Baron Weps und sein Neffe Stanislaus (Christian Bauer) anschließend in einem Duett mit einfühlsamen Melodien zu hören. Die dritte Person, die Postbotin Christel (Laura Faig), brauchte sich in ihrer jugendlich-unverbrauchten Art gar nicht zu verstellen. Sie traf ihre Rolle allein durch ihr frisches Musizieren in „ich bin die Christel von der Post“ ganz exakt und setzte dabei auf einen ganz natürlichen Soubrettenton. Die würdevolle Kurfürstin (Christina Gerstberger) unterstrich ihren gesellschaftlichen Rang darstellerisch wie stimmlich in Entrée und Rheinwalzer „Schnell, kommt nur alle“, wobei ihr hier der Frauenchor ein klangvolles Gegenüber bot.

Im weiteren Verlauf schlüpfte Graf Stanislaus in die Rolle des Vogelhändlers Adam und verliebte sich zwischendurch mal in die Kurfürstin, wodurch er Christel zwangsläufig eifersüchtig machte. Baron Weps küsste die Kurfürstin unvorsichtigerweise auf die Schulter. Am Ende aber fanden die Richtigen wie selbstverständlich zusammen. Großes Einfühlungsvermögen bewies die Kurfürstin im Czárdás „Klänge der Heimat“ aus der „Fledermaus“. Die Nummer „Schwamm d´rüber“ geriet zum Fazit der ganzen Geschichte, bevor das Finale aus dem „Vogelhändler“ musikalisch eindrucksvoll den Schlusspunkt setzte. Das Publikum geizte weder zwischendurch noch am Ende mit Beifall für alle Musiker, die ihnen ein Konzert mit herrlich unbeschwerter Operettenseligkeit geboten hatten. Drei Zugaben, darunter am Ende der „Radetzky-Marsch“, waren die Antwort darauf.