Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2014

Operettenfeuerwerk zum Neuen Jahr

Die Neujahrskonzerte der Chorgemeinschaft im Brucker Stadtsaal gehören zum Jahreswechsel wie die Raketen in der Silvesternacht.

Von Klaus Kriesbach

Fürstenfeldbruck – Nach dem Operettenfeuerwerk taumelte Goldflitter geräuschlos von der Decke des Stadtsaals. Unter großem Beifall ging das Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft zu Ende. Diesmal war es aber anders als gewohnt. Denn die Solisten hatten Abendkleid und Frack in der Garderobe gelassen und traten in rollenspezifischen Kostümen auf. Aus Melodien klassischer Operetten hatte Dirigent Klaus Linkel eine kleine Handlung mit Dialogen verfasst, in der die Solisten ihre Rollen wechseln und die Szene in operettenhafter Gewandung lebendiger machen.

Vier klassische Operetten wie „Der Vogelhändler“, „Der Bettelstudent“, „Der Zigeunerbaron“ und „Die Fledermaus“ und deren Komponisten standen Pate für eine Melange aus wohllaunigen Melodien. Das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad bildete den orchestralen Rahmen, die Chorgemeinschaft setzte stimmschön und voller Engagement prägnante Akzente im Konzertverlauf. Dazu gesellten sich prächtig disponierte Solisten wie Christina Gerstberger, die ihren lyrischen Sopran wohltönend zur Geltung brachte. Der Tenor Christian Bauer ist ein Perfektionist, bei dem jede Nuance stimmt. Und Torsten Frisch verbindet seinen sonoren Bariton mit komödiantischer Spielfreude. Neu in der Runde war Laura Faig, eine frisch und unbekümmert auftretende Sopranistin mit der Komponist Carl Zeller seine Christel von der Post wohl auch gerne besetzt hätte.

Der Kurfürstliche Jagdaufseher Baron Weps (Torsten Frisch) ist entsetzt. Die Dorfbewohner haben alle Wildschweine bereits erlegt. Was soll er nun dem Kurfürsten vor die Flinte treiben? Der korrupte Baron lässt sich auf eine für ihn einträgliche Alternative ein. Sein Neffe Stanislaus (Christian Bauer) hingegen hat nur amouröse Abenteuer in Sinn und sieht die Geldquelle beim Onkel versiegen.

Alle Melodien gehen ins Ohr. Ganz besonders der spritzige Rheinwalzer der Kurfürstin (Christina Gerstberger). Dem erliegt selbst Baron Weps. Er küsst die Fürstin auf die Schulter und kassiert den berühmten Schlag mit dem Fächer. Die Ereignisse aus den vier Operetten überschneiden sich und vereinen sich in der Handlung im Vogelhändler. Baron Weps bagatellisiert seinen spontanen Ausrutscher „Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“ und Adam (Christian Bauer), der Vogelhändler aus Tirol, begeistert mit dem berühmten Auftrittslied.

Damit das Publikum nie den Faden verlor, führte Lilli Linkel, stets auf der Bühne präsent, charmant und kompetent durch das Geschehen in diesem Operettenfeuerwerk. Immer noch geisterte der Schulterkuss durch die Handlung. Gerüchte machten die Runde und es wurden sogar zwei Prodekane bemüht, die Causa Schulterkuss juristisch zu beleuchten. Mäuschenstill wurde es im Saal, als Laura Faig „Als geblüht der Kirschenbaum“ sang und Adam und die Kurfürstin im Duett ihre Liebe über alle Reichtümer der Welt stellten. In dem Couplet „Schwamm drüber“ wurden Tagesereignisse humorvoll aufgearbeitet, aber nicht unter den Teppich gekehrt. Die Schnellpolka „Donner und Blitz“ läutete das Finale ein, welches dann nach alter Tradition mit dem „Radetzkymarsch“ und dem Jubel des Publikums ausklang.