Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2015

Mit Radetzkymarsch in die kalte Neujahrsnacht entlassen

Die Chorgemeinschaft gestaltete mit dem Westböhmischen Sinfonieorchester das Neujahrskonzert. FOTO: WEBER

Von Ulrike Osman

Fürstenfeldbruck – Schwungvoller kann ein Neues Jahr nicht anfangen: Ein wahres Feuerwerk österreichisch-ungarischer Operettenmelodien zündete die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck im Stadtsaal. Walzer-König Johann Strauß und Operetten-König Emmerich Kálmán lieferten als musikalische Doppelmonarchie das passende Arsenal dafür.

Seit 20 Jahren veranstaltet die Chorgemeinschaft unter der bewährten Leitung von Klaus Linkel ihr Neujahrskonzert. Schnell wurden aus einer Vorstellung zwei, und mittlerweile haben fast 30000 Zuhörer den musikalischen Jahresauftakt genossen, wie Moderatorin Lilli Linkel ausgerechnet hatte. Die Situation auf der Bühne hatte dann auch etwas von einem Familientreffen. Das Westböhmische Sinfonieorchester, die Solisten Christina Gerstberger und Laura Faig (beide Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) – sie alle sind alte Bekannte der Chorgemeinschaft und sind sich sowohl untereinander als auch dem Brucker Publikum bestens vertraut.

Der erste Teil des Programms gehörte Liedern aus den Strauß-Operetten „Der Zigeunerbaron“ und “Die Fledermaus“, deren Ouvertüre, vom Orchester makellos dargeboten, für einen mitreißenden Auftakt sorgte. „Die Czárdásfürstin“, „Gräfin Mariza“ und „Der Zigeunerprimas“ von Emmerich Kálmán lieferten die Zutaten für den zweiten Teil des Abends, der alle Beteiligten endgültig zur Hochform auflaufen ließ. Christina Gerstberger gab eine hinreißende Gräfin Mariza und sorgte in dem Duett „Einmal möcht´ ich wieder tanzen“ gemeinsam mit Christian Bauer für die vielleicht anrührendsten Momente des Abends. Und mochte man vom dem Schmerz, den „Die Liebe, die dumme Liebe“ zu bringen pflegt, noch so sehr die Nase voll haben – „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“, wie Rosten Frisch in einem munteren Solo feststellen musste, wobei er augenzwinkernd mit den Sängerinnen schäkerte.

Überhaupt, der Chor. Großartig war er, wenn er denn mal in Aktion treten durfte. Man hätte den gut 40 Laiensängern, die mit sichtbarer Begeisterung dabei waren, längere Einsätze gewünscht als die jeweils kurzen Passagen im Finale einzelner Stücke. Für humoristische Akzente zwischendurch sorgten Lilli und Klaus Linkel, die sich selbstironisch als altes Ehepaar gegenseitig auf die Schippe nahmen.

Lilli Linkel lieferte mit ihren Moderationen darüber hinaus den geschichtlichen und biographischen Kontext zu den Melodien. Wer hätte gewusst, dass Emmerich Kálmán trotz Millioneneinnahmen zeitlebens ein Geizhals blieb? Die Pleite der väterlichen Firma, die er als Jugendlicher miterleben musste, hatte ihn nachhaltig geprägt. Von der guten Tradition dreier Zugaben wich man auch diesmal nicht ab und entließ das Publikum mit dem Radetzky-Marsch als Höhe- und Schlusspunkt beschwingt in die kalte Neujahrsnacht.