Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Herbst Klassik

Nur wenige Schritte getrennt waren diesmal im Stadtsaal die Chorgemeinschaft und ihr Publikum. ©Weber

Orchester rückt näher zum Publikum

von Hans Kürzl

FÜRSTENFELDBRUCK
Eine Bühne vor der Bühne. Für die Herbst-Klassik hatte die Chorgemeinschaft etwas Neues gewagt: Das Orchester musizierte auf dem Parkett des Stadtsaals. Das Experiment fand beim Publikum weitgehend Lob.

Manch überraschten Blick aus den Reihen der Besucher hatte es schon gegeben. Notenständer und Dirigentenpult waren dort aufgebaut, wo im Stadtsaal sonst je nach Veranstaltung Stuhlreihen oder Tanzfläche sind. Ehrenchorleiter Klaus Linkel hatte diese Blicke beim Gang zu seinem kleinen Podium registriert. „Wir wollten Ihnen diesmal ganz nahe sein“, begründete er in seiner Begrüßung die doch für viele Besucher der Herbst-Klassik ungewohnte Anordnung.

Die tat dem Konzertgenuss allerdings keinen Abbruch. Zumal auch die Musiker der Tschechischen Kammerphilharmonie keine Berührungsängste mit dem Publikum zeigten. „Man hat solche Künstler nicht oft auf Augenhöhe“, sagte Besucherin Adele Haber beeindruckt. Das mache das Konzerterlebnis persönlicher. „In einigen Momenten hatte ich das Gefühl, die Musiker spielen nur für mich“, fand die 52-Jährige. Sie war als Mozart-Liebhaberin besonders von der Kleinen Nachtmusik angetan, mit der die Musiker ihre Herbst-Klassik eröffneten.

Dass der Bühnenvorhang hinter den Musikern in verschiedene herbstlich wirkende Farben getaucht wurde, unterstrich diesen Eindruck. Auch der 63-jährige Claus Dengel teilte diese Impression: „Kunst ist da, um den Menschen Freude zu machen.“ Deshalb sei es immer gut, wenn die Kunst an die Menschen heranrücke – egal, ob bei Kabarett oder solchen Konzerten.

Die Nähe zum Publikum trug auch die Konzert- und Opernsängerin Màrta Kosztolànyi sowie den tschechischen Violinisten durch die rund zwei Stunden. Den fehlenden, sich schließenden Vorhang als Maß für Beifall und Anerkennung ersetzen die beiden im Zusammenspiel mit Klaus Linkel durch einen kurzen Gang hinter eine der Tribünen, die neben dem Orchester zusätzlich für das Publikum aufgebaut worden waren.

Für die nach eigener Einschätzung eher konservative Konzertbesucherin Dorothee Dell blieb der neue Aufbau ungewohnt. Sie sei schon neugierig gewesen, wie das Konzert ablaufe. „Doch ein Orchester sollte schon eine Bühne erhalten, die als solche klar zu erkennen ist.“ An der guten Qualität von Künstlern und Musik – viele Stücke im zweiten Teil des Abends waren eigens für die Kammerphilharmonie arrangiert – ändere das selbstverständlich nichts.

Das äußerte sich auch in drei Zugaben, die vom Publikum eifrig und zurecht gefordert worden waren. Der Applaus dafür fiel jedenfalls doch eine Spur lauter aus, als wie die Reaktion auf die Frage des Ehrenchormeisters, wie die neue Anordnung gefallen habe.