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Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Beethoven Meister-Konzert

Durchdringende Sinfonik

Klaus Linkel leitet die Orchestergemeinschaft Gauting

Erstmals übernahm der Dirigent der Brucker Chorgemeinschaft, Klaus Linkel, die Stabführung bei der Orchestergemeinschaft Gauting. Mit einem Beethoven-Konzert stellte sich das Ensemble vor.

VON ARNO PREISER

Fürstenfeldbruck – Das von Klaus Linkel geleitete Sinfoniekonzert mit Werken Beethovens im Stadtsaal war ein großer Erfolg. Als Pianist beeindruckte Jakob Fichert nachhaltig. Eminent schwere Stücke bildeten das Programm. Doch das Orchester, mit Amateuren als Streichercorps und mit, von Ulrich Weder, der das Ensemble 1970 als Chefdirigent des Gärtnerplatztheaters gründete, am Richard-Strauss-Konservatorium ausgebildeten Holz- und Blechbläsern, bewährte sich. Sanft wirkte das Piano, markant das Sforzato, womit das Allegro con brio das 3. Klavierkonzert c-moll op. 37 eröffnet.

Der 1973 geborene Pianist, der bei der Chorgemeinschaft bereits mit weniger diffizilen Werken aufgetreten ist, spielte schon den Part dieses Satzes glasklar und damit transparent, vermied oberflächliche Glätte oder virtuose Allüren. Ohne die kleinen Pausen durch Pedalgebrauch zu verwischen, entfaltete er unter anderem perlende Läufe und glitzernde Triller – ein Glanz, der Steinway-Flügeln eigen ist.

Dank verständiger Begleitung entstand eine Klangbalance, wie sie das mit der Tradition brechende Konzert auszeichnet. Damit entsprachen der Solist der konzertanten Struktur und das Orchester der diese kunstvoll durchdringenden Sinfonik. Fichert gestaltete die Kadenz mit einer gewissen Härte, schreibt doch Beethoven hier im 15. Takt „Poco meno allegro e risoluto“ vor, was den Beginn des Solos in herrischem Forte rechtfertigt. Auch musizierte er ein dolce und ein espressivo auf besinnliche Art und entfaltete beim Largo die sangliche, der Tonart E-Dur entsprechende Wirkung eines Pastorale zu schönem Holzbläserklang.

Begonnen hatte das Orchester mit drei Nummern aus der ebenfalls um 1800 geschriebenen Ballettmusik „Die Geschöpfe des Prometheus“, von der sonst nur die Ouvertüre zu hören ist. Im Wechsel mit Allegro-Sätzen erklang auch hier ein Pastorale, und im Schlusssatz war eine Melodie zu erkennen, die Beethoven auch im Finale der nach der Pause gespielten 3. Sinfonie Es-Dur „Eroica“ verwendet. Linkel, der auch hier prägnante Rhythmik und strömende Melodik erreichte, motivierte die Musiker bei dramatischen Steigerungen mit sehr erregten Bewegungen, was starke innere Anteilnahme verriet. Gefielen insbesondere auch der Trauermarsch oder beim Trio des Scherzos die Fanfaren der Hörner, was auf die Romantik vorauszuweisen schien, so beeindruckte beim Finale die Schlusssteigerung.

Beethoven Meister-Konzert

Samstag, 30. Juni 2007 um 20 Uhr (Einlaß ab 19 Uhr)

Stadtsaal im Kulturzentrum Fürstenfeld
82256 Fürstenfeldbruck
an der Fürstenfelder Straße

Solist: Jakob Fichert – Klavier
Orchestervereinigung Gauting
Dirigent: Klaus Linkel

Programm

Ausschnitte aus dem Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43
Nr. 9 Adagio – Allegro molto
Nr. 10 Pastorale – Allegro
Nr. 16 Finale – Allegretto – Allegro molto

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-moll op. 37
Allegro con brio
Largo
Rondo – Allegro

Pause

Symphonie Nr. 3 in Es-Dur op. 55 „Eroica“
Allegro con brio
Marcia funebre – Adagio assai
Scherzo – Allegro vivace
Finale – Allegro molto

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2007

Glänzende Konzerte zum Jahresbeginn

Bewährte Chorgemeinschaft

VON ARNO PREISER

Fürstenfeldbruck – Beim Neujahrskonzert im Stadtsaal, voll besetzt auch am zweiten Abend, gefiel die Chorgemeinschaft Bruck mit Kostproben aus bekannten, aber auch extrem selten zu hörenden Operetten. Auch heuer bewährten sich Vokalquartett und Mährische Philharmonie Olmütz, befeuernd wirkte Dirigent Klaus Linkel. Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum bei beiden Vorstellungen.

Die Nöte von Amateurensembles – hier: viele, darunter junge Frauenstimmen, Männerstimmen mit wenig Nachwuchs – sucht die Chorgemeinschaft durch fleißiges Proben auszugleichen. Das trug Früchte, vor allem auch bei der Rarität, die „Großherzogin von Gerolstein“ von Jacques Offenbach.
Als Moderatorin, die mitunter auch die Neugier des Publikums zu wecken wusste, wies Lilli Linkel auf den Zarenbesuch der Uraufführung hin – 1867 in Paris, wohin zur Weltausstellung Fürsten aus aller Welt reisten. Bei der Ouvertüre spielten die Blechbläser auf den grotesken Militarismus des Fantasie-Kleinstaats an. Der Bäuerinnen- und Soldatenchor sang vom baldigen Abmarsch, ein Walzer des hell timbrierten Tenors Christian Bauer galt schönen Mädchen, der hochgewachsene stimmgewaltige Bassbariton Martin Krasnenko prunkte: „Ich bin der General Bumm, piff, paff, puff, tara papa pumm!“ Einfühlsam begleitete der Chor und sang Kehrreime. Mit den Sopranen Andrea Viaricci und Elisabeth Hallberg war das Quartett vollständig.
Dem Chor glückte es, den nicht leichten Marsch „Welch ein berühmtes Regiment“ rhythmisch zu pointieren.

Mit Trompetensolo, klingendem Spiel und Pauken zog das Orchester martialischem Klang differenzierte Farbigkeit vor.
Eröffnend bestätigte das Orchester beim Walzer „Gold und Silber“ – wo lieblichem Harfensolo fröhlicher Holzbläserklang und der Walzer der Streicher folgten – Franz Lehár als Meister der Silbernen Operettenära. Aus seiner Operette „Der Zarewitsch“ (1927) sang jede der Soprane ein Lied oder Duett in leuchtenden Spitzentönen. Intonierte der Tenor das Lied „Es steht ein Soldat am Wolgastrand“ berührend, so erhielt die Stimmung beim Vortrag des Chors melancholisches Gewicht.

Temperamentvolles Dirigat

Linkel, der sehr temperamentvoll dirigierte, arrangierte etwa auch die Lieder einer Robert-Stolz-Auslese für Solisten und Chor, der beim Slowfox „Die ganze Welt ist himmelblau, wenn ich in deine Augen schau“ gute Laune verbreitete. Nun sangen die beiden Soprane, vom Chor gefolgt, das besinnliche „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“. So wechselte die Gestimmtheit, bis der Chor dem Tenor-Bass-Duett „Musikant, Musikant, wo ist deine Heimat“ wehmütig folgte.
Die Stimmung wurde vertieft, bis Quartett und Chor sie bei „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ verscheuchten, strahlend dessen Schluss. Das Finale mit Ausschnitten aus der nicht von Johann Strauß selbst für die Bühne bearbeiteten Operette „Wiener Blut“ wirkte als Anspielung auf einen groß angelegten Opernball. Orchester und Chor leiteten ihn mit der Polonaise ein, „Ach wer zählt die vielen Namen, die von Nord, Süd, Ost und West gastlich hier zusammenkamen“.