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Freisinger Tagblatt: Neujahrskonzert 2008

Das war ein Neujahrskonzert, das neue Akzente setzte: Dirigent Klaus Linkel, die Mährische Philharmonie Olmütz, die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck und vier Gesangssolisten servierten dem begeisterten Publikum diesmal mehr als Strauß – viel mehr.
Neue Akzente gesetzt

Ein prickelnder Musik-Cocktail

Ein Neujahrskonzert ohne durchgehende Strauß-Melodien – geht das? Klaus Linkel, die Mährische philharmonie Olmütz, die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck und vier Solisten haben am Donnerstagabend im Asamsaal beim Konzert für „Menschen in Not“ gezeigt, dass es geht – und wie! Johann Strauß kam aber bei den Zugaben auch noch zu seinem Recht.

Von Heinz Mettig

Freising – Das Publikum wurde ja bei den bisherigen Neujahrskonzerten des Freisinger Tagblatts für „Menschen in Not“ weitgehend mit Melodien der Strauß-Familie verwöhnt. Klaus Linkel, bereits vor zwei Jahren mit der Mährischen Philharmonie frenetisch gefeierter Dirigent des Tagblatt-Konzerts, hat am Donnerstagabend diese Linie vollkommen verlassen und vor allem Ausschnitte aus Musicals und Operette geboten. Linkels Ehefrau Lilli führte überaus charmant durchs Programm, erläuterte dem Publikum die Inhalte der Musicals und Operetten.

Zum Auftakt dirigierte Kapellmeister Linkel „Stars and Stripes Forever“ von John Philip Sousa (1854-1932), den wohl amerikanischsten aller Märsche. „Unter dem Sternenbanner“ wurde wohl auch deshalb 1987 von US-Präsident Ronald Reagan zum amerikanischen Nationalmarsch erklärt. Hier wurde bereits deutlich, dass Linkel das tschechische Orchester mit seinem überaus temperamentvollen Dirigat fest im Griff hatte.

Die bekanntesten Melodien aus dem Musical „Das Phantom der Oper“ boten den Zuhörern im ausverkauften Asamsaal schaurig-schöne Musik mit unglaublich voluminösen Passagen. Das Orchester unter Linkels Stabführung präsentierte vehemente, im wahrsten Sinn des Wortes, Paukenschläge, aber auch sehr einfühlsam gespielte Passagen. Hier hatte die von Frauenstimmen dominierte Chorgemeinschaft auch ihren ersten, von Klaus Linkel geschickt arrangierten Einsatz. Was der Maestro mit seinem Orchester, der Chorgemeinschaft und den Solisten in der anschließenden „West Side Story“ arrangierte, war vom Allerfeinsten. Die Klassiker „I feel pretty“, natürlich „Maria“, „Tonight“, „Cool“ und Somewhere“ aus Leonard Bernsteins bekanntestem Werk waren ein Ohrenschmaus. Vor allem Sopranistin Elisabeth Hallberg, Tenor Christian Bauer mit seinem weichen Timbre sowie Bariton Torsten Frisch wussten hier voll zu überzeugen.

Nach der Pause wurde mehr dem Dreivierteltakt gehuldigt. Aus Carl Zellers „Der Vogelhändler“ spielte die Mährische Philharmonie die landläufig bekannten Melodien, sangen die Solisten mal allein, mal im Duett und es kam auch die zweite Sopranistin des Abends, Heide Bartl zu ihren Einsätzen.

Lilli und Klaus Linkel moderierten zwischen den einzelnen Stücken Zellers Operette gemeinsam – überaus humorig, sehr zur Erbauung der Zuhörer. Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck war bei diesen Melodien hier nicht nur hervorragend eingebaute Staffage, sondern eine Formation mit genauen Einsätzen, deutlicher Artikulation und sehr verständlicher Aussprache. Keine Frage, dass nach dem Finale das Publikum eine Zugabe forderte und Klaus Linkel ließ sich nicht lange bitten. „Eljen a Magyar“, eine „Polka schnell“ von Johann Strauß, forderte den ganzen Einsatz des temperamentvollen Dirigenten, sein Orchester tat es ihm freilich gleich. Die zweite Zugabe war Kabarett auf der Operettenbühne. Die Solisten Elisabeth Hallberg, Heide Bartl, Christian Bauer und Torsten Frisch nahmen zur Melodie „Man munkelt“, ebenfalls aus dem „Vogelhändler“, das aktuelle Zeitgeschehen auf die Schippe, vom Klimawechsel über Knut den Eisbären und die Dopingskandale bei den Radlern bis hin zur „Schwimmbadrettung“ durch Stadtrat Helmut Kratzer – wann kam der schon je in einer Operettenmelodie vor. Eine überraschende, aber umso amüsantere Episode bei diesem Neujahrskonzert.

Am Schluss waren die Zuhörer selbst Akteure beim Radetzkymarsch, wo Klaus Linkel den vollen Klatsch-Einsatz forderte – und dafür am Schluss mit großem Applaus, wie auch die Solisten, der Chor und das Orchester, belohnt wurde.

Ein Dankeschön

Das Freisinger Tagblatt als Veranstalter bedankt sich bei den Sponsoren des Neujahrskonzertes: Sparkasse Freising, Flughafen München GmbH, Druckerei Lerchl und Stadt Freising. Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck, die vier Gesangssolisten sowie Dirigent Klaus Linkel und Moderatorin Lilli Linkel verzichteten zugunsten der Aktion „Menschen in Not“ auf eine Gage.

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Zauberhafte Weihnachtszeit

Chor bietet musikalisch Gewichtigeres als nur festliche Stimmung

Chorgemeinschaft MGV Fürstenfeldbruck gestaltet zusammen mit der Vogtland-Philharmonie adventliches Konzert

Fürstenfeldbruck – „Zauberhafte Weihnachtszeit“ versprach die Chorgemeinschaft MGV Fürstenfeldbruck den Besuchern des Stadtsaalkonzertes mit gutem Grund. Wieder war die Handschrift des Dirigenten Klaus Linkel unverkennbar, trotz einer Dauer von drei Stunden gab es keine Längen.
Vor einem Dekor mit Sternen und Kometenschweif sang der Chor Händels „Tochter Zion, freue dich“. Es folgte Annette Kramny mit wohltönendem Mezzosopran bei der Arie „Bereite dich, Zion“ aus Bachs Weihnachtsoratorium. Wie Edelsteine wirkten auch die weiteren Kostproben.
Zur getragenen Begleitung der Vogtland-Philharmonie entfaltete Christian Bauer das romantische Melos des „Panis angelicus“ von César Franck im lieblichen Ausdruck hell timbrierten Tenors. So wurde klar, was Franck motivierte, seiner dreistimmigen Messe nachträglich dieses Stück einzufügen. Bei der Arie „Laudate Dominum“ aus Mozarts „Vesperae solennes de confessore“ akzentuierte Sopranistin Elisabeth Hallberg hohe Töne leuchtend.
Bei Linkels Bearbeitung der Arie „Schafe können sicher weiden“ für Orchester zauberten Flötisten und Oboist zu reizendem Pizzicato die Stimmung einer Hirtenmusik herbei. Dieser Programmteil endete wie Mendelssohns Weihnachtskantate: Mit Pauken und Trompeten begleitete das Orchester den Chor, als er „Lob, Ehr´ sei Gott im höchsten Thron“ in strahlendem C-Dur anstimmte. Einmal mehr gelang es dem arg frauenstimmenlastigen Chor musikalisch Gewichtigeres als nur festliche Stimmung zu bieten. Als sich dann Weihnachtszeit auf Märchenzeit reimte, ergänzte er die Solisten in Szenen aus Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ einfühlsam.
Wechselten die Musiker im Vorspiel von Streicher- und Hörner-Idylle zu Dramatik, so besänftigten das Sopran- und Alt-Solo mit dem „Abendsegen“. Beim Schlusslied „Erlöst, befreit“ ließ der von Dorothea Muhr einstudierte Kinderchor der „Grashoppers“ mit hellen Stimmen aufhorchen.
Eine Überraschung war auch der Auftritt der Schauspielerin Katja Lechthaler. Sie verlängerte die kleinen Pausen durch Geschichten, verfasst von Andrea Bauer, Gattin des Tenors. Bei Weihnachtsliedern überraschte das Traditional „The 12 Days of Christmas“ mit von Blechbläsern überstrahltem Orchester, sowie guter Laune von Chor, Grashoppers und Soli. Betörte der Frauenchor den Hörer über sonorem Pizzicato bei Irving Berlins „I´m dreaming of a white Christmas“, so sang sich der Tenor beim Winter-Wonderland-Swing in die Herzen. Eine Cello-Kantilene bereitete Gounods Sopransolo „O divin redempteur“ vor, worauf Schlagzeuger Glöckchenklang und Hufgetrappel von Andersons „Schlittenfahrt“ nachahmten. Dem Xmas-Final-Medley folgte Beifallsjubel.
ARNO PREISER