Archiv der Kategorie: Presse

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2019

Chorgemeinschaft: Das Ende der Neujahrskonzerte

Das war’s: Mit Klaus Linkel (l.) verabschiedet sich die Chorgemeinschaft von den Neujahrskonzerten. ©Weber

von Ulrike Osman

Aus und vorbei: Nach der ersten Zugabe ließ Moderatorin Lilli Linkel die Bombe platzen. Das diesjährige Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft war das letzte seiner Art. Damit endet nach 24 Jahren eine Tradition, die vielen ans Herz gewachsen war. Ein vernehmliches „Oh“ des Bedauerns ging durch den Stadtsaal, als sich die Ehefrau von Ehrenchorleiter Klaus Linkel im Namen der Mitwirkenden vom Publikum verabschiedete. Auch die Chorgemeinschaft hat „eine Träne im Knopfloch“, wie die Vorsitzende Helga Lindner dem Tagblatt gegenüber einräumt. „Es ist ein Vernunftabschied.“

Der 71-jährige Klaus Linkel, der nach einem Hörsturz kürzertreten wollte, hatte sich als Chorleiter bereits 2017 zurückgezogen, das Neujahrskonzert aber zunächst noch weitergeführt. Die Idee war, dass sein Nachfolger Bernhard Westermaier einen Teil der Probenarbeit leiten und Linkel lediglich die letzte Vorbereitungsphase übernehmen sollte. Doch Westermaier verließ den Chor bereits im Juni 2018 wieder. Linkel sprang noch einmal in die Bresche und übernahm die kommissarische Leitung bis Ende des Jahres.

Ab nächster Woche hat die Chorgemeinschaft einen neuen musikalischen Chef: Hans-Peter Pairott, Leiter der Städtischen Sing- und Musikschule München und des Kirchenchors in seinem Wohnort Emmering. Bereits im Mai wird die Chorgemeinschaft im Rahmen der Kreiskulturtage das erste Mal unter Pairotts Leitung auftreten. Ein weiteres Konzert ist für Ende November geplant. „Da bleibt keine Zeit, parallel ein Neujahrskonzert einzustudieren“, sagt Helga Lindner.

Linkel habe bereits vor seinem Hörsturz signalisiert, dass irgendwann Schluss sein müsse – der 71-Jährige blickt mittlerweile auf eine 37-jährige Zusammenarbeit mit dem Chor zurück. Lindner macht kein Hehl daraus, dass man mit dem Neuanfang vor allem auf eines hofft: Nachwuchs. „Wir brauchen dringend neue Sängerinnen und vor allem Sänger.“

Die Situation bei den Männerstimmen sei mittlerweile so prekär, dass zwei Frauen bei den Tenören mitsingen müssen. „Das machen sie richtig gut“, wie Lindner betont. Trotzdem wünscht man sich zur Verstärkung mehr männliche Tenöre und überhaupt ein paar jüngere Gesichter, um die Zukunft zu sichern.

Nicht, dass man dem Chor beim letzten Neujahrskonzert irgendeine Schwäche angemerkt hätte. Gemeinsam mit den Profi-Solisten Màrta Kosztolàny (Sopran), Dora Garciduenas (Soubrette), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) zogen die Sänger noch einmal alle Register ihres musikalischen und darstellerischen Könnens. Denn es wurde nicht nur gesungen, sondern bei Stücken wie „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“ auch getanzt und gestikuliert.

Das schwungvolle Programm verstand sich als einzige große Ballnacht, auf der sich unter anderem die Protagonisten aus Johann Strauß’ „Fledermaus“, Franz Lehàrs „Lustiger Witwe“ und Leonard Bernsteins Musikcal „Candide“ tummelten. Zwischen bekannten Operetten-Hits rund um die schönste Nebensache der Welt („Gern hab’ ich die Frau’n geküsst“, „Meine Lippen, die küssen so heiß“) hatte Linkel Raritäten gestreut, darunter das „Bacchanal der Geister“ aus Carl Millöckers Operette „Das verwunschene Schloß“.

Torsten Frisch vertauschte zwischenzeitlich den Frack mit dem Hawaiihemd und gab „Bin nur ein Jonny“ aus Paul Abrahams „Blume von Hawaii“ zum Besten. Moderatorin Lilly Linkel lieferte in Gestalt einer Society-Reporterin Klatsch und Tratsch aus der vornehmen Gesellschaft.

Auch das ebenfalls schon traditionelle amüsante Wortgefecht mit Ehemann Klaus durfte nicht fehlen. „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ – Wehmut schwang mit bei der zweiten Zugabe, bevor mit dem Radetzky-Marsch und einem goldenen Glitzerregen der Abend endete wie alle Neujahrskonzerte zuvor. Nur eben zum letzten Mal.

Fürstenfeldbrucker Tagblatt Leserbrief zum Artikel „Orchester rückt näher zum Publikum“

LESERFORUM

Orchester im Saal hat uns sehr gut gefallen

Zu “Orchester rückt näher zum Publikum“ vom 6. November:

Seit Jahren bin ich mit fünf weiteren Klassikfreunden Besucher vieler Konzerte im Veranstaltungsforum. Diesmal waren wir besonders gespannt, was dem Dirigenten Klaus Linkel „Neues“ eingefallen ist. Wir wurden nicht enttäuscht. Die Idee, das Ochester nicht auf der Bühne, sondern im Saal zu positionieren, hat uns sehr gut gefallen. So weit so gut.

Schade ist eigentlich nur, dass Sie in Ihrem Bericht zu diesem außergewöhnlichen Konzert nicht näher auf das von Linkel wohl durchdachte Programm, die hervorragende Sopranistin Márta Kosztolányi und den ausgezeichneten Solo-Violonisten Martin Kos eingegangen sind. Darüber hinaus hätte das extra große Foto wesentlich mehr von der positiven räumlichen Veränderung gezeigt, wenn es im Saal von den hinteren Reihen aus aufgenommen worden wäre.

Das von der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck veranstaltete Konzert mit der klangschönen Tschechischen Kammerphilharmonie unter der Leitung des Dirigenten Klaus Linkel (Chormeister ist, so viel ich weiß, etwas anderes) war für uns ein Höhepunkt im Brucker Konzertleben. Chapeau!

Siegfried Gillmeyer

Moorenweis

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Herbst Klassik

Nur wenige Schritte getrennt waren diesmal im Stadtsaal die Chorgemeinschaft und ihr Publikum. ©Weber

Orchester rückt näher zum Publikum

von Hans Kürzl

FÜRSTENFELDBRUCK
Eine Bühne vor der Bühne. Für die Herbst-Klassik hatte die Chorgemeinschaft etwas Neues gewagt: Das Orchester musizierte auf dem Parkett des Stadtsaals. Das Experiment fand beim Publikum weitgehend Lob.

Manch überraschten Blick aus den Reihen der Besucher hatte es schon gegeben. Notenständer und Dirigentenpult waren dort aufgebaut, wo im Stadtsaal sonst je nach Veranstaltung Stuhlreihen oder Tanzfläche sind. Ehrenchorleiter Klaus Linkel hatte diese Blicke beim Gang zu seinem kleinen Podium registriert. „Wir wollten Ihnen diesmal ganz nahe sein“, begründete er in seiner Begrüßung die doch für viele Besucher der Herbst-Klassik ungewohnte Anordnung.

Die tat dem Konzertgenuss allerdings keinen Abbruch. Zumal auch die Musiker der Tschechischen Kammerphilharmonie keine Berührungsängste mit dem Publikum zeigten. „Man hat solche Künstler nicht oft auf Augenhöhe“, sagte Besucherin Adele Haber beeindruckt. Das mache das Konzerterlebnis persönlicher. „In einigen Momenten hatte ich das Gefühl, die Musiker spielen nur für mich“, fand die 52-Jährige. Sie war als Mozart-Liebhaberin besonders von der Kleinen Nachtmusik angetan, mit der die Musiker ihre Herbst-Klassik eröffneten.

Dass der Bühnenvorhang hinter den Musikern in verschiedene herbstlich wirkende Farben getaucht wurde, unterstrich diesen Eindruck. Auch der 63-jährige Claus Dengel teilte diese Impression: „Kunst ist da, um den Menschen Freude zu machen.“ Deshalb sei es immer gut, wenn die Kunst an die Menschen heranrücke – egal, ob bei Kabarett oder solchen Konzerten.

Die Nähe zum Publikum trug auch die Konzert- und Opernsängerin Màrta Kosztolànyi sowie den tschechischen Violinisten durch die rund zwei Stunden. Den fehlenden, sich schließenden Vorhang als Maß für Beifall und Anerkennung ersetzen die beiden im Zusammenspiel mit Klaus Linkel durch einen kurzen Gang hinter eine der Tribünen, die neben dem Orchester zusätzlich für das Publikum aufgebaut worden waren.

Für die nach eigener Einschätzung eher konservative Konzertbesucherin Dorothee Dell blieb der neue Aufbau ungewohnt. Sie sei schon neugierig gewesen, wie das Konzert ablaufe. „Doch ein Orchester sollte schon eine Bühne erhalten, die als solche klar zu erkennen ist.“ An der guten Qualität von Künstlern und Musik – viele Stücke im zweiten Teil des Abends waren eigens für die Kammerphilharmonie arrangiert – ändere das selbstverständlich nichts.

Das äußerte sich auch in drei Zugaben, die vom Publikum eifrig und zurecht gefordert worden waren. Der Applaus dafür fiel jedenfalls doch eine Spur lauter aus, als wie die Reaktion auf die Frage des Ehrenchormeisters, wie die neue Anordnung gefallen habe.