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Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2017

Pressebericht, Fürstenfeldbrucker Tagblatt, 03.01.17

2017 beginnt mit operettenhaftem Schwung

Begeisterten beim Neujahrskonzert: die Chorgemeinschaft und das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad. FOTO: WEBER

Von Ulrike Osman

Fürstenfeldbruck – Der Stadtsaal im Operettenhimmel: Beim Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft ließen die Sänger gemeinsam mit dem Westböhmischen Symphonieorchester Marienbad und vier Solisten ein Feuerwerk an musikalischer Seligkeit aufsteigen.

Am Dirigentenpult stand gewohnt souverän Chorleiter Klaus Linkel. Es war das zweite Mal, das der 69-Jährige seit seiner Genesung von einem Hörsturz wieder in Bruck auf der Bühne stand. Im vergangenen Jahr musste das Neujahrskonzert kurzfristig abgesagt werden, doch darüber verlor an diesem Abend niemand mehr ein Wort – nicht einmal eine Anspielung kam Moderatorin Lilli Linkel über die Lippen. Sie beschränkte sich darauf, in ihrer charmanten Art die Geschichten rund um die Operetten-Auszüge zu erzählen und sich augenzwinkernd kleine Wortgefechte mit Ehemann Klaus zu liefern.

„Das fängt ja gut an“, war der erste Teil des Programms überschrieben, und damit hatte die Chorgemeinschaft nicht zu viel versprochen. Johann Strauß’ „Kaiserwalzer“ – vom Orchester makellos intoniert – bildete den rauschenden Auftakt zu fast einer Stunde Operetten-Hits von allen, die auf diesem Gebiet Rang und Namen haben, darunter Emerich Kalmán, Franz Lehár, Franz von Suppé, Arthur Sullivan und Carl Millöcker. Die Solisten Christina Gerstberger und Laura Faig (beide Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) durften sich nicht nur stimmlich, sondern auch schauspielerisch austoben, was ihnen sichtlichen Spaß machte.

Gerstberger gab unter anderem mit einer Adaption des „Schwipslieds“ aus der Strauß-Operette „Eine Nacht in Venedig“ eine amüsante Vorstellung als Angeheiterte. Bauer ließ den Herzschmerz des Prinzen Sou-Chong („Immer nur lächeln“) greifbar werden, und Laura Faig becircte den ewigen Schwerenöter Torsten Frisch („Ich bin verliebt“). Dass sowohl Bauer als auch Frisch erkältet und deshalb nicht hundertprozentig bei Stimme waren, merkte man höchstens an seltenen Kieksern.

Der knapp 40-köpfige Chor unterstützte die Solisten mit Leidenschaft und nach offensichtlich perfekter Vorbereitung. Das Zusammenspiel von Orchester, Chor und Solo-Stimmen wirkte mühelos unter Linkels raumgreifendem, fast tänzerischem Dirigat – und das, obwohl alle Mitwirkenden normalerweise nur am Tag des Auftritts gemeinsam proben. Nach der Pause fokussierte sich das musikalische Geschehen auf eine einzige Operette, nämlich Franz Lehárs „Graf von Luxemburg“. Dieses Werk hätte bereits bei dem ausgefallenen Konzert vor einem Jahr auf dem Programm stehen sollen.

Die herrlich unrealistische Story um einen verarmten Adligen, der für Geld eine Schein-Ehe eingeht und sich dann prompt in die Angetraute verliebt, führt nach einigen Wirrungen – natürlich – zum Happy End. Das Finale vom unverhofften großen Glück setzte dann einen optimistischen Schlusspunkt – kein schlechter Start für ein neues Jahr.

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Herbst-Klassik

Nach Hörsturz: Dirigent Klaus Linkel feiert Comeback

Mittlerweile mit total weißem Haar, schwingt Klaus Linkel den Dirigentenstab wie eh und je. Zu Beginn seines ersten Konzertes nach seinem Hörsturz sah man dem 69-Jährigen die Anspannung förmlich an. © Weber

Von Max-Joseph Kronenbitter

Fürstenfeldbruck – Klaus Linkel ist wieder da. Gut zehn Monate nach einem Hörsturz, der zu einem Hörverlust auf einem Ohr führte, dirigierte er sein erstes Konzert – zu Beginn sichtlich angespannt.

Zusammen mit dem Westböhmischen Symphonierorchester aus Marienbad gestaltete Linkel ein anspruchsvolles Konzert mit den beiden tschechischen Star-Komponisten Friedrich Smetana und Antonin Dvorak. Eine Einführung in die drei ausgewählten Teile des sechsteiligen Orchesterzyklus ‚Mein Vaterland’ liefert der Dirigent gleich selbst. Vysehrad, die Festung am südöstlichen Steilufer der Moldau gelegen, erlebt ihren Niedergang. Fast schon berühmt ist die zweite symphonische Dichtung: die Moldau von der Quelle bis zum behäbiga dahinfließenden Fluß. Als drittes Blanik, der Berg, in den sich die stolz marschierenden Ritter zurückgezogen hatten. Ob Linkel deswegen Smetana ausgesucht hat, weil der am Ende seines Vaterland-Zyklus bekannt hatte, dass er völlig taub geworden sei? Wer weiß.

Dieses Schicksal ist dem 69-jährigen Musiker erspart geblieben. Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Leiter der Brucker Chorgemeinschaft einen Hörsturz auf einem Ohr erlitten. Es war ein Schock, Neujahrskonzerte mussten abgesagt werden. Es war fraglich, wie es weiter gehen sollte. Die Unsicherheit war groß.

Nicht einmal ein Jahr später steht Linkel aber bereits wieder auf der Bühne. Die Anspannung ist dem 69-jährigen bei seinem Comeback jedenfalls anzusehen. Beinahe vergißt er den obligatorischen Händedruck mit dem Konzertmeister vor dem Beginn. Mit einem beherzten Sprung erobert er das Dirigentenpodest zurück und lächelt. Dann legt er los.

Nach ein paar wild umgeblätterten Seiten verfliegt die Anspannung, und Linkel zeigt vollen Körpereinsatz, um den lieblichen Reigen der Wassernymphen zu zaubern. Phasenweise tief in die Knie gebeugt, federt er sofort wieder heraus, wenn es gilt, die Moldau-Stromschnellen bei St. Johann zu umschiffen.

Klaus Linkel hat das tschechische Orchester, mit dem er in den Jahren vor seinem Hörsturz immer wieder mal arbeitete, zweifellos (wieder) im Griff. Die Spannweite seiner Arme wirkt absolut raumgreifend, die „Verlängerung“ eines Armes mit dem Dirigentenstab hat der 69-Jährige meist gar nicht nötig. Wenn der Sieg der tschechischen Nation zu Gehör gebracht werden soll, dann bebt sein mittlerweile total weißes Haar und der Mann an der Pauke weiß, dass er jetzt Schwerarbeit leisten muss. Dynamischen Schrittes eilt Klaus Linkel schon beim Pausenapplaus mehrfach wieder auf die Bühne. Nach der Pause hat er den Violin-Solisten Martin Kos für das Violinkonzert Nr. 1 von Max Bruch engagiert. Auch hier zeigt sich, dass Solist, Dirigent und Orchester eine Einheit bilden und dank unmissverständlichem, von fast schon energischer Gestik begleitetem Dirigat ein harmonisches Gesamtkunstwerk in einem akustisch nicht idealen Stadtsaal entsteht. Das steigert sich sogar noch bei Dvoraks slawischem Tanz Nr. 2, bei dem Linkel beweist, dass ein guter Dirigent auch mit der Mimik in seinem Gesicht dirigiert. Bei einem weiteren slawischen Tanz als Rausschmeißer-Zugabe hat Klaus Linkel genauso viel Spaß wie die Zuhörer. Auch das Orchester ist mit seinem Comeback zufrieden und die Musiker tippen – zumeist freundlich lächelnd – mit dem Geigenbogen auf ihr Notenblatt.

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Opern-Gala

Brucker Chorgemeinschaft begeistert mit Verdi, Wagner und Bizet

Das große Ensemble trat in Bruck und im Münchner Gasteig auf
Foto: Volker Jäger

Von Ulrike Osman

Fürstenfeldbruck – Große Namen drängten sich im Programm der Opern-Gala, die die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck im voll besetzten und bald restlos begeisterten Stadtsaal präsentierte. Gemeinsam mit dem Chor und Orchester der Bürger-Sänger-Zunft München sowie vier hochklassigen Solisten sangen sich die Brucker unter anderem bei Stücken von Verdi, Wagner, Bizet und Carl Maria von Weber schier das Herz aus dem Leib.

Vielleicht legte sich jeder besonders ins Zeug, weil die plötzliche Erkrankung von Chorleiter Klaus Linkel vor einem halben Jahr den Chor vorübergehend in eine Krise gestürzt hatte. Die Neujahrskonzerte mussten damals abgesagt werden, die Vorbereitung der Opern-Gala war unterbrochen. Dann geschah das Naheliegende: Julio Mirón, als Dirigent der Bürger-Sänger-Zunft ohnehin in das Projekt involviert, nahm auch die Chorgemeinschaft unter seine Fittiche. Am Resultat hätte der als Perfektionist geltende Linkel sicherlich nicht auszusetzen gehabt. Auch wenn er nicht selbst am Pult stand, trug das Programm unverkennbar die Handschrift des 68-Jährigen, der schon sein halbes Leben lang dem gemischten Chor vorsteht.

Linkel legt Wert auf zusammenhänge, auf ein Programm aus einem Guss, ohne sich jedoch dabei zu sehr einzuengen. Und so umfasste die Gala im Stadtsaal nicht nur Auszüge aus den großen Opern des 19. Jahrhunderts wie „Carmen“, „Der Freischütz“, „Tannhäuser“ und „Rigoletto“, sondern auch zwei Arien aus Erich Wolfgang Korngolds modernem Klassiker „Die tote Stadt“.

Interessant war, dass auch ein Duett aus Georges Bizets „Perlenfischern“ auftauchte – und Erinnerungen ans vergangene Jahr weckte, als die eigentlich selten gespielte Oper in einer Produktion des Philharmonischen Chors im Stadtsaal für Furore sorgte.

Die Solisten Sofia Kallio (Sopran), Maria Rebekka Stöhr (Mezzo), Manolito Mario Franz (Tenor) und Franz Xaver Schlecht (Bariton) verliehen dem Abend den nötigen professionellen Glanz – mit makellosem Gesang, überzeugender Darstellung und, im Falle der Damen, nicht zuletzt mit einer Kollektion hinreißender Roben.

Ein kleiner Texthänger der ansonsten bravourösen finnischen Sopranistin Sofia Kallio machte sie dem Publikum nur noch sympatischer. Den Höhepunkt erreichte das Konzert mit einem Quartett aus Verdis „Rigoletto“, das die vier Solisten gemeinsam bestritten. Dankenswerterweise fiel der Abend dennoch nicht zu Solo-lastig aus.

Die Kombination aus der Chorgemeinschaft und der Bürger-Sänger-Zunft hatte das Rampenlicht ebenso verdient und bekam es auch. Dem Vernehmen nach soll Dirigent Julio Mirón während der Proben ein strenges Regiment geführt haben. Entsprechend selbstbewusst meisterten die Laiensänger sowohl die Chorpassagen als auch das Wechselspiel mit den Solisten. Lohn der harten Arbeit: donnernder Applaus.