Archiv der Kategorie: Presse

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Italienische Nacht

Trotz Schmuddelwetter italienisches Flair im Stadtsaal

Von Ulrike Osman

Fürstenfeldbruck – Das Wetter machte keine Anstalten, den Bruckern eine „Italienische Nacht“ zu bescheren. Dafür sorgte aber die Chorgemeinschaft im nahezu ausverkauften Stadtsaal. Mit vier Top-Solisten und dem Westböhmischen Sinfonieorchester Marienbad entführten die Sänger unter der Gesamtleitung von Klaus Linkel das Publikum in die Welt des Belcanto.

Auf dem Programm standen Werke der italienischen Meisterkomponisten Gaetano Donizetti und Gioachino Rossini. Der erste Teil des Abends gehörte Arien aus Rossinis Opern „Die Italienerin in Algier“ und „Der Barbier von Sevilla“ – ein Werk übrigens, das bei seiner Premiere „ein grandioser Misserfolg“ war, wie Moderatorin Lilli Linkel zu berichten wusste. Erst bei der zweiten Vorstellung am Folgetag sei der Zauber der funkensprühenden Musik auf das Publikum übergesprungen. Beide Opern boten jeweils Paraderollen für die Sopranistin Olga Jelinkova von der Prager Staatsoper und den aus Regensburg stammenden Tenor Gustavo Martin-Sánchez. Jelinkova bereiteten die virtuosen Koloratur-Feuerwerke der Rosina keine erkennbare Mühe – ihre glasklare Stimme schraubte sich federleicht in höchste Höhen. Martin-Sánchez legte in der Ouvertüre der „Italienerin in Algier“ alle Emotion des verzweifelt Verliebten in den Part des Sklaven, der die Angebetete an seinen mächtigen Herrn zu verlieren fürchtet.

Die Plätze des Chors blieben im ersten Teil des Abends leer. Die Stunde der Laiensänger schlug nach der Pause, als Donizettis „Liebestrank“ serviert wurde. Hier spielt ein ganzes Bauerndorf mit. Somit boten sich reichlich Betätigungsmöglichkeiten für den Chor, der als präziser und hellwacher Gegenpart zur Solo-Rolle der Gianetta (Manuela Dill) brillierte.

Ein alter Bekannter im Stadtsaal ist Bariton Torsten Frisch. An diesem Abend erlebten die Brucker ihn in einer Rolle, die sowohl sein stimmliches wie sein komisches Talent zum Ausdruck brachte. Als Quacksalber Dulcamara pries er mit jovialem Gehabe sein angebliches Wundermittel gegen Falten, Buckel und verschmähte Liebe – eben jenen titelgebenden Trank, der nichts weiter ist als umetikettierter Bordeaux. Doch da der Glaube bekanntlich Berge versetzt, beschert ein einziger Schluck dem schüchternen Bauern Nemorino (Martin-Sánchez) so viel Selbstvertrauen, dass er seine Traumfrau Adina (Jelinkova) von sich überzeugen kann.

Ausdauernder Beifall sorgte dafür, dass die Brucker die herrliche Placebo-Werbung des Dr. Dulcamara als Zugabe sogar ein zweites Mal hören durften.

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Neujahrskonzert 2015

Mit Radetzkymarsch in die kalte Neujahrsnacht entlassen

Die Chorgemeinschaft gestaltete mit dem Westböhmischen Sinfonieorchester das Neujahrskonzert. FOTO: WEBER

Von Ulrike Osman

Fürstenfeldbruck – Schwungvoller kann ein Neues Jahr nicht anfangen: Ein wahres Feuerwerk österreichisch-ungarischer Operettenmelodien zündete die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck im Stadtsaal. Walzer-König Johann Strauß und Operetten-König Emmerich Kálmán lieferten als musikalische Doppelmonarchie das passende Arsenal dafür.

Seit 20 Jahren veranstaltet die Chorgemeinschaft unter der bewährten Leitung von Klaus Linkel ihr Neujahrskonzert. Schnell wurden aus einer Vorstellung zwei, und mittlerweile haben fast 30000 Zuhörer den musikalischen Jahresauftakt genossen, wie Moderatorin Lilli Linkel ausgerechnet hatte. Die Situation auf der Bühne hatte dann auch etwas von einem Familientreffen. Das Westböhmische Sinfonieorchester, die Solisten Christina Gerstberger und Laura Faig (beide Sopran), Christian Bauer (Tenor) und Torsten Frisch (Bariton) – sie alle sind alte Bekannte der Chorgemeinschaft und sind sich sowohl untereinander als auch dem Brucker Publikum bestens vertraut.

Der erste Teil des Programms gehörte Liedern aus den Strauß-Operetten „Der Zigeunerbaron“ und “Die Fledermaus“, deren Ouvertüre, vom Orchester makellos dargeboten, für einen mitreißenden Auftakt sorgte. „Die Czárdásfürstin“, „Gräfin Mariza“ und „Der Zigeunerprimas“ von Emmerich Kálmán lieferten die Zutaten für den zweiten Teil des Abends, der alle Beteiligten endgültig zur Hochform auflaufen ließ. Christina Gerstberger gab eine hinreißende Gräfin Mariza und sorgte in dem Duett „Einmal möcht´ ich wieder tanzen“ gemeinsam mit Christian Bauer für die vielleicht anrührendsten Momente des Abends. Und mochte man vom dem Schmerz, den „Die Liebe, die dumme Liebe“ zu bringen pflegt, noch so sehr die Nase voll haben – „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“, wie Rosten Frisch in einem munteren Solo feststellen musste, wobei er augenzwinkernd mit den Sängerinnen schäkerte.

Überhaupt, der Chor. Großartig war er, wenn er denn mal in Aktion treten durfte. Man hätte den gut 40 Laiensängern, die mit sichtbarer Begeisterung dabei waren, längere Einsätze gewünscht als die jeweils kurzen Passagen im Finale einzelner Stücke. Für humoristische Akzente zwischendurch sorgten Lilli und Klaus Linkel, die sich selbstironisch als altes Ehepaar gegenseitig auf die Schippe nahmen.

Lilli Linkel lieferte mit ihren Moderationen darüber hinaus den geschichtlichen und biographischen Kontext zu den Melodien. Wer hätte gewusst, dass Emmerich Kálmán trotz Millioneneinnahmen zeitlebens ein Geizhals blieb? Die Pleite der väterlichen Firma, die er als Jugendlicher miterleben musste, hatte ihn nachhaltig geprägt. Von der guten Tradition dreier Zugaben wich man auch diesmal nicht ab und entließ das Publikum mit dem Radetzky-Marsch als Höhe- und Schlusspunkt beschwingt in die kalte Neujahrsnacht.

Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2015

Bunte Operettenseligkeit

Das Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck mit Fledermaus, Zigeunerbaron und Csárdásfürstin kommt beim Publikum gut an. Zum Abschluss gibt es Konfetti-Regen und den Radetzky-Marsch.
Mit ihren Konzerten haben sich die Mitglieder der Chorgemeinschaft über 20 Jahre ein treues Publikum erarbeitet. Auch in diesem Jahr konnten die Sängerinnen und Sänger gemeinsam mit ihren musikalischen Gästen die Besucher wieder überzeugen. FOTO: GÜNTHER REGER

Von Klaus Mohr

Fürstenfeldbruck – Auch in diesem Jahr hat die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck ihre seit 1995 bestehende Reihe der Neujahrskonzerte im fast ausverkauften Stadtsaal fortgesetzt. Rechnet man die Besucherzahl in diesen zwanzig Jahren zusammen, so sind mittlerweile fast 30000 Zuhörer in die Konzerte geströmt. Die Chorgemeinschaft ist also auf dem besten Weg, davon sprechen zu können, dass jeder Einwohner Fürstenfeldbrucks, zumindest statistisch gesehen, bereits einmal in ihrem Neujahrskonzert war. Tatsächlich ist es natürlich wohl anders: Man hat sich über die Jahre ein überaus treues Publikum erworben, für das es zur guten Tradition gehört, an den ersten Tagen des Jahres das Neujahrskonzert der Chorgemeinschaft, die 33 Sängerinnen und 10 zehn Sänger auf der Bühne, ihrem Verein mehr als treu, ebenso wie der Dirigent Klaus Linkel, der das Ensemble seit 32 Jahren ununterbrochen leitet.

Die Chorgemeinschaft bildet auf der Bühne einen höchst attraktiven Blickfang

Das Erfolgsrezept klingt einfach, und doch muss jedes Konzert neu und hart gearbeitet werden: Man nehme ein veritables Orchester aus Profimusikern, in diesem Fall das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad, und vier Gesangssolisten, die seit langem zu den festen Gästen im Neujahrskonzert gehören. Hinzu kommt ein bunter Strauß an bekannten Ausschnitten aus Operetten, die aber nicht beliebig aneinander gesetzt werden, sondern zu denen man sich Querverbindungen überlegt, die dem Publikum von der charmanten Moderatorin Lilli Linkel erläutert werden. Die Chorgemeinschaft bildet das ganze Konzert über einen höchst attraktiven Blickfang auf der Bühne, denn die Sängerinnen tragen, anders als bei den meisten anderen Chören, eine selbst gewählte Kleidung, die so individuell ist, dass sie zur Vielfalt der Erwartungen an ein neues Jahr wunderbar passt. Der Chor greift als musikalischer Partner in das Geschehen der einzelnen Szenen ein, und das immer ohne Noten und in voller Präsenz vom ersten Ton an. Dadurch entsteht oft nicht nur eine musikalische Kommentarfunktion zu den Protagonisten, sondern ein eigenständiger Part, der durch klare Deklamation und eine angemessene Klangbalance zum Orchester überzeugt.

In der ersten Konzerthälfte waren Ausschnitte aus der „Fledermaus von Johann Strauß mit solchen aus der Strauß-Operette „Der Zigeunerbaron“ kombiniert. Die Sänger erhielten „doppelte Rollen“, und dabei zeigte sich, dass als verbindendes Element nicht nur ungarisches Kolorit, sondern auch eine Art Rollentypologie bei beiden Werken passend ist. Mit der Ouvertüre zur Fledermaus am Beginn des Konzerts präsentierte das Orchester seine klanglichen Schätze dem Publikum: nämlich seinen ausgeglichenen symphonischen Zusammenklang, seine klangvollen Bläsersolisten und den sehr flexibel-geschmeidigen Gesamtklang. Klaus Linkel dirigierte äußerst präzise und forderte in jedem Moment höchste Konzentration von allen Beteiligten ein, lebte diese aber auch vorbildlich vor.

Der fundierte und volltönende Sopran Christina Gerstbergers kam ihr sowohl in der Rolle der Fledermaus-Rosalinde als auch im Auftrittslied der Sylva aus Emmerich Kálmáns Meisterwerk „Die Csárdásfürstin“ in der zweiten Konzerthälfte sehr zu Gute. Stimmliche Würde strahlte der Bariton Torsten Frisch als Gefängnisdirektor Frank aus, aber auch das Lied des Boni „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ profitierte von seinem Einfühlungsvermögen. Eingebettet in sehnsuchtsvolle Klänge des Solocellos und der Harfe fanden dann die Sopranistin Laura Faig als Mariza und der Tenor Christian Bauer als Tassilo aus der „Gräfin Mariza“, ebenfalls von Kálmán zusammen. Am Ende gab es als dritte Zugabe den traditionellen Radetzky-Marsch, der von einem glitzernden Konfettiregen in den letzten Akkorden gekrönt wurde.