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Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Zauberhafte Weihnachtszeit

Weihnachtsmusik mit Sternenzauber

Festliche Musik zur Advents- und Weihnachtszeit sowie internationale Lieder und Orchesterwerke hat das Publikum im fast ausverkauften Stadtsaal genossen. Unter dem Titel „Zauberhafte Weihnacht“ musizierte dort die Chorgemeinschaft.
Einen Ausflug in die klassische und in die moderne Weihnachtswelt bot die Chorgemeinschaft im Stadtsaal. Foto: Voxbrunner

VON KLAUS KRIESBACH

Fürstenfeldbruck – Einen gemischten Chor kann man mit einem Gemälde vergleichen. Soprane und Tenöre setzen die leuchtenden Farben, während Altstimmen und Bässe für feine Nuancen und Schattierungen sorgen. Wenn sich dazu noch renommierte Solistinnen als Farbtupfer gesellen und ein brillantes Orchester den Rahmen bildet, dann kann daraus nur vollendeter Hörgenuss werden.

Gleich zu Anfang ließ Chorleiter und Dirigent Klaus Linkel mit Carl Reineckes Festouvertüre „Friedensfeier“ und „Tochter Zion“ als mächtige Schlussparaphrase mit der Voigtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach ein orchestrales Juwel aufblitzen. Die Chorgemeinschaft sorgte mit „Zu Bethlehem geboren“ für den ersten Hauch weihnachtlicher Vorfreude. Die Sopranistin Monika Rebholz ließ diesem festlich strahlend das „O Divin Rédempteur“ von Charles Gounod folgen. Einfühlsam sang sie später das „Wiegenlied“ von Max Reger. In die Bach-Kantate „Schafe können sicher weiden“ brachte lieblicher Flötenklang den pastoralen Charakter ein, während die „Sinfonia“ aus Bachs Weihnachtsoratorium seine sakrale Kompositionskunst verdeutlichte.

Mit „Flucht aus Ägypten“ von Max Bruch vermochten Monika Rebholz und der Frauenchor mit ausdrucksvollen Stimmen die Atmosphäre der Komposition feinsinnig zu zelebrieren. Noch bevor die Sopranistin und Christine Leyser (Mezzosopran) den „Abendsegen“ aus der romantischen Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck zart intonierten, hatte die Schauspielerin Petra Wintersteller bereits mit ihrer anrührenden Weihnachtsgeschichte aus der Feder von Andrea Bauer begonnen. Hänsel und Gretel sangen so den kleinen Konstantin in den Schlaf, der mit seiner Mutter im Schneegestöber noch ein Weihnachtsgeschenk besorgen musste. Zwischen den folgenden moderneren Kompositionen zu Weihnachtszeit stand er turbulente Erlebnisse durch. Es ging um eine verlorene Geldbörse, einen ehrlichen Bettler und eine verschmorte Weihnachtsgans. Dem Publikum gefiel die lebendig vorgetragene Erzählung.

Orchester, Chor und Solistinnen waren dann mitten in der modernen Weihnachtswelt. Ein Hauch von Manhattan kam mit „Winter Wonderland“ ebenso über den großen Teich wie das legendäre „White Christmas“, von Christine Leyser swingend gesungen. Zum orchestralen Ohrenschmaus wurde die „Schlittenfahrt“ von Leroy Anderson mit Glanzlichtern von den Perkussionisten und dem Wiehern des Schlittenpferdes von der Trompete imitiert. Das Publikum war begeistert von einem besinnlich-heiteren Konzert. Und draußen hatten sich ein paar Schneeflocken auf den Dächern niedergelassen.

Zauberhafte Weihnachtszeit

Stadtsaal im Veranstaltungsforum Fürstenfeld
82256 Fürstenfeldbruck – an der Fürstenfelder Straße

Samstag, 10. Dezember 2011 um 18 Uhr

 

 

 

Ein weihnachtlicher Melodienreigen
aus aller Welt für die ganze Familie

Monika Rebholz – Sopran
Christine Leyser – Mezzosopran

Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach
Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck

Dirigent: Klaus Linkel

 

 

Programmfolge

Carl Reinecke
~ Festouvertüre „Friedensfeier“ mit Schlussparaphrase über „Tochter Zion“

Klaus Linkel
~ “Zu Bethlehem geboren“

Charles Gounod
~ „O Divin Rédempteur“

Johann Seb. Bach
~ aus der Kantate Nr. 208 „Schafe können sicher weiden“
Arrangement: Klaus Linkel

Peter Cornelius
~ „Die Könige“ aus op. 8

Max Bruch
~ „Die Flucht nach Ägypten“ op. 31/1

Engelbert Humperdinck
~ „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“

– Pause –

Leroy Anderson 
~ „Christmas Festival“

Felix Bernard 
~ „Winter Wonderland“

Robert Stolz 
~ „Christrosenlied“

Leroy Anderson 
~ „Sleigh Ride“

Irving Berlin
~ „White Christmas“
Arrangement: John Moss

Klaus Linkel
Schluss-Medley
~ „Fröhliche Weihnacht”
~ „O Heil´ge Nacht”
~ „Gloria – Auf den Feldern”

Fürstenfeldbrucker SZ: Der Freischütz

Ein Freischütz am Nierentisch

Carl Maria von Webers romantische Oper in einer beziehungsreichen Aktualisierung durch die Chorgemeinschaft
In nächtliches Blau getaucht – Monika Rebholz (Oben) als Agathe in der Aufführung von Carl Maria von Webers romantischer Oper „Der Freischütz“ zum 150-jährigen Bestehen der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck. Fotos: Günther Reger

Von Klaus Mohr

Fürstenfeldbruck – Carl Maria von Webers 1821 uraufgeführte Oper „Der Freischütz“ gilt als Inbegriff der deutschen romantischen Oper. Der Komponist Hans Pfitzner äußerte zu diesem Werk einmal, dass der Held des Freischütz der deutsche Wald sei. Beide Details umschreiben ein natur- und märchenhaftes Milieu, das heute einer zeitgemäßen Interpretation unterworfen werden muss, soll die Umsetzung nicht in einer verstaubten KIamotte enden. Ungeachtet dessen hat die Musik unsterblichen Charakter und strahlte auch bei der Aufführung der Chorgemeinschaft eine ganz natürliche Frische aus. Die Idee, den „Freischütz“ als Jubiläumsveranstaltung anlässlich der 150. Wiederkehr des Gründungsjahres der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck auf die Bühne des Stadtsaals zu bringen, hat auch programmatischen Charakter: Man kann sicher davon ausgehen, dass Werke wie Webers „Freischütz“ bei Musikliebhabern im Jahr 1861 bekannt und beliebt waren und die Initiative, einen Männergesangverein in Fürstenfeldbruck zu gründen auch positiv beeinflusst haben.

Der langjährige Chorleiter der Chorgemeinschaft, Klaus Linkel, dirigierte am Samstag im voll besetzten Stadtsaal des Veranstaltungsforums Solisten, rund achtzig Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft sowie das Orchester des Südböhmischen Theaters Budweis. Das große Vorhaben gelang, weil professionelle Musiker und Laiensänger hier ganz überzeugend in technischer und musikalischer Hinsicht zusammenwirkten. In der halbszenischen Aufführung platzierte Regisseur, Michael Stacheder den Chor als stets präsente Akteure und Beobachter der Handlung auf der Bühne. Davor ergab sich die Spielfläche für das Geschehen. Die Chorsängerinnen und -sänger waren dabei teilweise in Tracht oder in ein „Jägeroutfit“ und teilweise in der Mode der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts gekleidet. Genau diese Spannung zwischen den Zeiten rückte der Regisseur in den Mittelpunkt seiner theatralen Umsetzung. Nierentisch und Petticoat spielten zwar musikalisch keine Rolle, waren aber doch eine Aktualisierung, die näher an die Zuschauer heranreichte als die Spielzeit zu Ende des Dreißigjährigen Krieges oder das frühe 19. Jahrhundert. Optischer Zentralpunkt auf der Bühne war ein Hirschgeweih, das mit einer roten Lichtscheibe fokussiert die Besucher schon bei geschlossenem Vorhang empfing, quasi als mahnende Erinnerung, dass der Treffer im Preisschießen über das Schicksal von Max (Adrian Cave) und Agathe (Monika Rebholz) entscheidet. Von Weber nicht vorgesehen, in dieser Inszenierung aber realisiert, war eine kontinuierliche Personifikation des schwarzen Jägers Samiel (Joachim Birzele), der die Handlung von der ersten Szene an als Beobachter und Kommentator begleitete, dabei aber nur für die Zuschauer sichtbar war. Dadurch ergab sich eine spannungsmäßige Verklammerung des Geschehens im Hinblick auf die große Wolfsschluchtszene.

Bedrohlich pulsierende Unterwelt

Eindrucksvoll stellte das Orchester in der Ouvertüre die zentralen Themen des „Freischütz“ vor: Zunächst den harmonischen Wohlklang des Waldes, symbolisiert durch sonore (aber nicht immer ganz einwandfreie) Hornklänge und zarte Streicher, dann die dämonische, bedrohlich pulsierende Unterwelt der Wolfsschluchtszene mit den charakteristischen Klangfarben der KIarinette. Schließlich eroberte das in große Kantabilität übersetzte Happy End die klangliche Vormacht. Die Klangwogen des gro­ßen Orchesters beflügelten auch den nachfolgenden Eingangschor der Landleute, der durch deutliche Textdeklamation und homogenen Zusammenklang erfreute. Viele der Sängerinnen und Sänger agierten ohne Notentext und unterstrichen dadurch den szenischen Charakter. Vergleichbar war der Höreindruck auch an späterer Stelle beim Chor der Brautjungfern (Sopran und Alt) sowie dem Jägerchor (Tenor und Bass). Notgedrungen etwas improvisiert wirkte die Wolfsschluchtszene, die insbesondere durch viel Nebel und rote Lichteffekte mystischen Charakter bekam. Umso besser gelang die Musik, die die Szene emotional sehr gut einfing.

Agathe überzeugte durch lyrische Stimmqualitäten und nachdenkliche Introvertiertheit, blieb aber manchmal etwas im Schatten ihrer fidelen und spritzig agierenden jungen Verwandten Ännchen (Sonja Adam). Jägerbursche Max meisterte solide seine Partie und hatte seine stärkste Bühnenpräsenz an der Stelle, an der er sich, durch einen hellen Spot beleuchtet, von der Treppe her der Bühne näherte. Stimmlich wie darstellerisch überzeugte Holger Ohlmann als Kuno, wie ein Traumschiffkapitän gekleidet ging Thomas Hohenberger in der Rolle des Ottokar auf. Adäquat besetzt waren auch Kaspar (Torsten Frisch), der Eremit (Martin Ohu) und Kilian (Adrian Sandu).

Neben häufigem Szenenapplaus bedankten sich die Zuschauer zum Schluss mit großem, aber differenziertem Beifall und Bravorufen bei allen Mitwirkenden.