Alle Beiträge von Helga Lindner

Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2006

Überzeugender Auftritt: Die Chorgemeinschaft und die Musiker der Mährischen Philharmonie Olmütz beim traditionellen Neujahrskonzert im Brucker Stadtsaal. Foto: Ortwin Scheider

Verträumt ins Neue Jahr

Neujahrskonzert der Brucker Chorgemeinschaft

Fürstenfeldbruck – Schwungvoll, verträumt und mit einem Schuss Nostalgie startete die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck unter der Leitung von Klaus Linkel im Brucker Stadtsaal am Sonntag ins Jahr 2006. Im zweimalig aufgeführten, jeweils ausverkauften Neujahrskonzert war das Publikum von der „Mährischen Philharmonie Olmütz“, einem der führenden sinfonischen Orchester der tschechischen Republik, ebenso hingerissen wie von den Solisten Elisabeth Hallberg, Andrea Viaricci und Christian Bauer.
Denn die Lieder aus wohlbekannten Musicals sowie die Hommage an Franz Lehár und Fred Raymond mit gängigen Operettenmelodien folgten dem Thema „Wünsche, Träume und Hoffnungen“ – und was, so fragte sich auch Moderatorin Lilli Linkel, könnte besser zum Jahresauftakt passen? In glitzernden Abendkleidern und im festlichen Anzug präsentierte sich der Fürstenfeldbrucker Chor. Dem exakten Dirigat von Klaus Linkel, der jeden Takt swingend, beinahe tanzend einforderte, folgten die Sänger ebenso diszipliniert wie freudig – eine Stimmung, die auch das Sinfonikerensemble ausstrahlte und die schnell auf die Zuhörer übersprang.
Ins Ohr schmeichelte sich das „Phantom der Oper“. Sopranistin Andrea Viaricci gab, trotz kaum merklichem, erkältungsbedingtem Handicap, eine überzeugende „Elisabeth“ aus dem gleichnamigen Musical.

„Bravo“-Rufe erntete Elisabeth Hallberg mit den „Memories“ aus Andrew Lloyd Webbers „Cats“. Im Duett mit Viaricci brillierte der Tenor Christian Bauer als Chris aus „Miss Saigon“, und viel Beifall erhielt dann das Solistentrio mit Auszügen aus „Titanic“.

Was nicht im Programm stand: Überraschungsgast Leslie ter Jung, der plötzlich auf die Bühne sprang und „New York, New York“ zum Besten gab – diese Idee war im gemeinsamen Urlaub der beiden Ensembleleiter entstanden und nun beim Neujahrskonzert verwirklicht worden.

Klaus Linkel hatte aber noch ein „Zuckerl“ parat: Die Konzertouvertüre zur Operette „Die lustige Witwe“, die Franz Lehár im Jahre 1943 eigens für die Wiener Philharmoniker komponiert hat.
Schließlich eroberten Solisten, Chor und Orchester mit ausdrucksvoller Interpretation von Lebensfreude, ungarischer Seele (unter anderem aus „Zigeunerliebe“ und der „Maske in Blau“) und wienerischer Romantik den Saal. Auch der offenbar allseits beliebte Radetzky-Marsch zum Finale durfte da nicht fehlen.
Als gar Silberflitter von der Bühnendecke des Stadtsaals regnete und mehrere „Vorhänge“ erklatscht wurden, endete ein glanzvoller, anspruchsvoll-unterhaltsamer Abend.
(aud)

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Zauberhafte Weihnachtszeit

Flotte Musik und romantische Tongemälde

Weihnachtskonzert des MGV

Fürstenfeldbruck – Als Dirigent der Chorgemeinschaft stellte Klaus Linkel im Stadtsaal beim MGV-Weihnachtskonzert Potpourris vor und arrangierte mehrere Stücke. Drei große Teile wurden ein „Melodienreigen aus aller Welt für die ganze Familie“. Es waren zunächst Kostproben aus Werken von Großmeistern. Die Vogtland-Philharmonie Greiz­Reichenbach eröffnete das Konzert mit einem Chorsatz aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“ im festlichen Ton.

VON ARNO PREISER

Als die Chorgemeinschaft das „Tochter Zion, freue dich“ anstimmte, wurde der Hörer auf den ersten Advent einstimmt. Aus Bachs wohl 1713 am Tag vor Weihnachten uraufgeführter Jagdkantate spielte das Orchester die Arie „ Schafe können sicher weiden, wo ein guter Hirte wacht“. Flötenduo und Oboist traten sanglich hervor, den Streicherklang ergänzte das Pizzicato der Bratschen und Kontrabässe.

Der Chor rundete den ersten Teil mit der von einem Trompeter verhalten begleiteten Friedens-botschaft „Jesus bleibet meine Freude“ (aus Bachs Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“) ab, feierlich wie ein Kirchenchor. Dass das „Laudate Dominum“ aus Mozarts „Vespera solennes de confessore“ vielleicht die schönste „Lobet den Herrn“ – Musik ist, bekräftigten Elisabeth Hallberg mit Sopranwohllaut, der Chor in geschlossener Wirkung, das Orchester einfühlsam. Von Schubert sang Christian Bauer die „Hymne an die Jungfrau Maria“, von der dieser den Eltern schrieb, dass sie „wie es scheint, alle Gemüter ergreift und zur Andacht stimmt“.

Statt des originalen Klavier begleitete das Orchester zurückhaltend, tonschön der Oboist, so entfaltete der Tenor das „Ave Maria“ inständig. „Mariä Wiegenlied“ folgte, Sopranistin
und Altistin Christine Leyser gestalteten Max Regers Melodik sehr innig.

Effektvoll gesteigerter „Hexenritt“

Regers volksliedhaftem Ton ist Engelbert Humperdincks Märchenspiel „Hänsel und Gretel“ als Spätromantik verwandt. Die Musiker konnten hier stärker aus sich herausgehen. Mit Trompeten, Posaunen, Hörnern und Tuba steigerten sie den „Hexenritt“ effektvoll. Immer wieder ließen Klänge, darunter die Harfe, im Gefolge Wagnerscher Leitmotive aufhorchen.

Nach der Pause folgte ein Programmwechsel von der Weihnachtsoper zu Weihnachtsliedern. Als Fortsetzung von Humperdincks Klangsprache wirkte Linkels Arrangement des altdeutschen Lieds „Zu Bethlehem geboren ist unser Kindelein“ im leuchtenden Klang des von Dorothea Muhr einstudierten Kinderchors „Grashoppers“. Bei Andersons „English and German Christmas Festival“ schloss sich der Chor flotter Orchestermusik mit Hurra-Rhythmen des Schlagzeugs sowie Solistensongs an. Der Erzählerin Katja Lechthaler; die ein Märchen von Andrea Baur vom Fliegen vorlas, stellten die Musiker Leroys „Schlittenfahrt“ mit Gerassel und Geklingel gegenüber.

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Ein Feuerwerk der Klassik

Vom Feuerwerk zum wepsigen Hummelflug

Kultursommer in Fürstenfeld eröffnet

VON ARNO PREISER

Fürstenfeldbruck – Obwohl es nachmittags regnete, wurde der Fürstenfelder Kultursommer abends im Stadtsaalhof als Open-Air-Ereignis eröffnet. Unter Klaus Linkel beeindruckte die Tschechische Kammer-philharmonie Prag das Riesen-publikum. Das „Feuerwerk der Klassik“ begann mit zündenden Forte-Piano-Kontrasten der Ouvertüre zu Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“.
Daß eine romantische Meditation ebenfalls als dramatischer Akzent wirken kann, beweist Jules Massenet in der Oper „Thais“ mit dem Violinsolo. Das Vorspiel zu Bizets Oper „Carmen“ verbindet spanisches Lokalkolorit mit Leidenschaftsrhythmen zur Tragödie. Die Musiker gestalteten auch hier plastisch und farbig. Dann entfalteten sie einzelne Stimmen zur „Barkarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen“. Dazu kontrastierte der einem Reitermarsch ähnelnde Allegro-Teil der Ouvertüre zu Rossinis Oper „Wilhelm Tell“ wie ein heftiger Sturm, aufzufassen als Sinnbild des Widerstands gegen verhaßte Fremdherrschaft. Das paßte zum Schiller-Jahr.
Auch Andersens 200. Geburtstag wurde berücksichtigt. Auf dessen Märchen „Die kleine Seejungfrau“ fußt das Libretto zu Dvoráks Oper „Rusalka“.
Oboist Zdenek Adam, der das Ensemble 1989 gründete, gefiel als Solist einer Bearbeitung von Bachs „Air“, sowie der gefühlvollen „Romanze“ aus Bizets Oper „Die Perlenfischer“.
Auch malte das Orchester aus, wie Smetanas „Moldau“ von der Quelle an munter plätschert und in der Sonne glitzert, bis Jagdfanfaren der Hörner und eine Polka erklingen und der Fluß nach wildem Gefälle als breiter Strom Prag erreicht.
Bei einer russischen Romantik-Auslese schilderten die Musiker
mit der Ouvertüre zu Glinkas Oper „Ruslan und Ludmilla“ den Helden als kraftvollen Krieger. Weich sang der Oboist das Leitmotiv der verzauberten Schwäne in Tschaikowskys „Dornröschen-Ballett“. Daß auch ein Hornist eine Tenorstimme ersetzen kann, zeigte sich beim Lob des Herzogs von Mantua auf die Untreue aus Verdis „Rigoletto“. Betont sanglich gestaltete das Orchester auch das „Intermezzo“ aus Mascagnis „Cavalleria Rusticana“. Die Streicher verscheuchten die schwermütige Stimmung mit Rimskij Korsakows wepsigem „Hummelflug“. Mit Tanzsätzen verabschiedete das Orchester das begeisterte Publikum. Den großen Erfolg auch des Veranstalters, der Brucker Chorgemeinschaft, kann Linkel, der launig moderierte, gut brauchen. Am nächsten Sonntag gibt er im traditionsreichen Smetana-Saal in Prag mit der Kammerphilharmonie ein Konzert.