Archiv der Kategorie: Presse

Fürstenfeldbrucker SZ: Neujahrskonzert 2007

Martin Krasnenko und Andrea Viaricci. Foto: Ortw. Scheider

Viel Temperament

Schwungvolles Neujahrskonzert in Fürstenfeld

Fürstenfeldbruck ■ Viel Walzer, viel Schwung und viel Temperament – so lässt sich der Start der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck ins Jahr 2007 beschreiben. Beim diesjährigen Neujahrskonzert in der Stadthalle des Veranstaltungsforums standen neben Operettenwerken von Franz Lehár, Jacques Offenbach und Johann Strauß auch einige Höhepunkte des Schaffens von Robert Stolz auf dem Programm. Wie schon im vergangenen Jahr wurde der erste musikalische Höhepunkt des Jahres in der Großen Kreisstadt aufgrund des regen Besucherinteresses gleich zweimal aufgeführt. Beide Veranstaltungen waren restlos ausverkauft.
Dass das Neujahrskonzert heuer bereits zum 13. Mal stattfand, wertete Lilli Linkel, die durch das Programm führte, als „gutes Omen“. Dieses sollte sich im randvollen, festlich dekorierten Stadtsaal bewahrheiten; schließlich zeigte sich neben der Chorgemeinschaft mit Dirigent Klaus Linkel und einem Vokalquartett auch das Gastorchester wieder einmal in Hochform: Die Mährische Philharmonie Olmütz, eines der führenden sinfonischen Orchester der Tschechischen Republik, eröffnete das Konzert schwungvoll mit dem Walzer „Gold und Silber“ von Franz Lehár, der den Takt für den Rest des Abends vorgab.
Danach folgte ein Ausschnitt aus Lehárs Operette „Der Zarewitsch“, bei dem neben der Chor-gemeinschaft die Gastsolisten erstmals ihr Können demonstrierten. Elisabeth Hallberg (Sopran), Andrea Viaricci (Sopran) und Christian Bauer (Tenor) sind den regelmäßigen Besuchern des seit 1995 veranstalteten Konzerts bereits von mehreren Auftritten bekannt. Nachdem er im vergangenen Jahr noch verhindert war, war diesmal außerdem Martin Krasnenko (Bassbariton) wieder im Stadtsaal zu Gast. Dessen Engagement sorgte nach Aussage des Vorsitzenden der Chorgemeinschaft, Ludwig Lösch, für viel Vorfreude bei der Stammkundschaft: „Da freuen sich schon viele“, sagte Lösch vor dem Beginn des ersten Konzerts.

Energisches Dirigat

Nach der Referenz an Lehár hatte sich der Dirigent und Initiator des Konzerts, Klaus Linkel, für ein Potpourri der bekanntesten Melodien von Robert Stolz entschieden. Nicht nur bei diesem Programmpunkt hatte Linkels freudiges und energisches Dirigat eine sichtlich ansteckende Wirkung auf Chor und Orchester. Dieser Funke sprang auch bald auf das Publikum über, dem im Anschluss noch Auszüge aus Jacques Offenbachs „Die Großherzogin von Gerolstein“ und dem „Wiener Blut“ von Johann Strauß geboten wurde. Nach ausdauernden Beifallssalven am Ende der Veranstaltung dürften sich Musiker und Publikum dann schon ein wenig auf die 14. Auflage des Neujahrskonzerts gefreut haben. DOMINIK WEISS

Leserbriefe: Liverpool Oratorium

„Misslungener Artikel“

Leserbrief, Fürstenfeldbrucker Tagblatt, 05.10.06
zu „Chöre glänzen mit Pfiff“ v. 2./3. Oktober:

„Wenn etwas misslungen ist, dann ist es Ihr Artikel. In egomanischer Manier, um mit Ihren Worten zu sprechen, üben Sie Musik-Kritik und behaupten subjektiv, das Liverpool Oratorium sei misslungen und ein unerträglicher Kitsch. Um nicht provokant und banal zu bleiben, loben Sie am Schluss alle Ausführenden für ihre beeindruckende Leistung, danke. Kein Wort von der einzigartigen Atmosphäre in der Klosterkirche, die Zuhörer waren fast zwei Stunden lang mäuschenstill und immer wieder neugierig gespannt, was bringt wohl der nächste Akt. Auch keine Bemerkung über den fünfminütigen Applaus am Schluss der Aufführung, was für den Eindruck der Anwesenden spricht. Und die reine, herrliche Knabenstimme drang vielleicht nicht an Ihr Ohr, fand jedenfalls kein Gehör in Ihrem Bericht. Ebenso stand nichts zu lesen über die großartige Leistung von Dirigent Klaus Linkel, der nicht nur die schwierige Partitur glänzend beherrschte, sondern auch auf die jeweiligen Einsätze von Orchester, Kinderchor, Frauenchor, Männerchor, vier Solisten, Knabenstimme, Organistin und Sprecher rechtzeitig aufmerksam machte. Dafür fachsimpeln Sie über Richie Blackmore und Jeff Lynne zehnzeilig. Man hat den Eindruck, Sie waren zeitweise geistig oder körperlich abwesend. Was werden Sie wohl das nächste Mal für Anker auswerfen?“
Ludwig Lösch
Fürstenfeldbruck


„Viel Umsicht“

Leserbrief, Fürstenfeldbrucker Tagblatt, 13.10.06
zu „Chöre glänzen mit Pfiff“ v. 2./3. Oktober:

„Die Überschrift verspricht dem Leser zunächst viel. Man kann sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass sich der Schreiber dieses Artikels entweder nur kurze Zeit bei der Aufführung des Liverpool Oratorio aufgehalten oder zu dessen Musik keinen Zugang gesucht oder gefunden hat. Mag es nach Worten des Schreibers Kitsch sein, was der Komponist verfasst hat; viele Zuhörer empfanden wie auch ich die Musik in jedem Teil des achtgliedrigen Stückes malend und ausdrucksvoll und von Orchester, Chor und Solisten in einfühlender Weise wiedergegeben. Dies bestätigten auch die vielen Besucher mit ihrem großen Beifall. Ob Popsänger sich an der Klassik „vergreifen“ sollten oder nicht, darüber könnte man seine Meinung kürzer darlegen. Dann hätte man mehr Gelegenheit gehabt, das herauszustellen, was der musikalische Leiter der Aufführung tatsächlich aus dem Werk gemacht hat und mit wie viel Umsicht, Einfühlungsvermögen und innerer Ruhe Klaus Linkel das Ganze geleitet hat. Auch die Solisten, ich denke da besonders an den schönen Knabensopran, hätten ein wenig mehr Würdigung verdient. Dass das Werk seit seiner Entstehung 1991 im Münchner Raum nie aufgeführt worden ist, mag mit daran liegen, dass es an einen Laienchor enorme Anforderungen stellt. Im Übrigen sind in der Musikgeschichte schon öfter Werke bekannter Komponisten lange in der Versenkung gelegen, bevor man sie entdeckt bzw. schätzen gelernt hat.“
Christl Trauner
Moorenweis

Fürstenfeldbrucker Tagblatt: Liverpool Oratorium

Die Chöre glänzen mit Pfiff

Chorgemeinschaft MGV Bruck führt Liverpool-Oratorium auf

VON RAFAEL SALA

Fürstenfeldbruck – Solch ungewöhnliche Klänge in Bayerns Barock-Perle Kloster Fürstenfeld? Während draußen die mittelalterlichen Barden tanzten und Schmiede auf glühendes Eisen hämmerten, ging es drinnen reichlich modern zu: Gut besucht war das Gotteshaus zur Premiere von Paul McCartneys Liverpool-Oratorium.

Der wahrscheinlich berühmteste lebende Pop-Star hat ein einziges Mal in seinem Leben den Anker in schöngeistige Gewässer ausgeworfen. Gott sei Dank ist es dabei geblieben. Die Tatsache, dass das Werk des Ex-Beatle-Sängers im Raum München erstmals 15 Jahre nach seiner Entstehung aufgeführt wird, spricht für sich. Denn es ist immer so eine Sache, wenn es Rock-Musiker in die Klassik drängt – meist wird nichts daraus. Rainbow-Gitarrist Richie Blackmore war der Überzeugung, dass aus seinem E-Gitarrensound Beethoven herauszuhören sei. Jeff Lynne, Leader der 70er-Jahre-Kultband ELO, ließ das Bonner Genie gar über einen Rock´n Roll hüpfen, den er ihm eigens widmete.

Ein Chor- und Geigendenkmal

Beatle-Star Paul McCartney ging noch einen Schritt weiter: Mit seinem 1991 komponierten Oratorium setzte er sich selbst ein Chor- und Geigen-Denkmal. Egomanie und Selbstüberschätzung gehen bekanntlich Hand in Hand.

Es gibt nichts schönzureden: Das Werk ist misslungen. Musikalisch, literarisch, künstlerisch. Es ist ein Mix aus Soap, Musical und Klamauk, aufgeblasen mit einer rührenden Schicksalssemantik, getarnt mit der Weihe von Orgelnebel und Sängerpathos, zusammengehalten durch die Klammer Gott. Musik und Text stehen nicht in Beziehung zueinander. Es ist ein unerträglicher Kitsch: Ein bisschen Krieg, ein bisschen Krisen, ein bisschen Frieden, und alles löst sich in Wohlgefallen auf, ist man nur von Gott und dem Sinn des Lebens überzeugt. Für dieses gefühlstriefende Verständnis von klassischer Musik freilich können die Beteiligten der Aufführung nichts: Die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck, der Jugendchöre Sound of Voices und Grashoppers, der Gesangverein Maisach sowie die Vogtland-Philharmonie unter der Leitung von Klaus Linkel holten aus dem McCartney-Opus raus, was rauszuholen ist. Alle boten eine durch und durch beeindruckende Leistung: Die Chöre glänzten mit Pfiff, Verve und einer breiten Farbpalette, das Orchester fügte sich geschmeidig in den Handlungsgang ein, und die Solisten (insbesondere Sopranistin Susanne Winter) färbten die auftretenden Charaktere mit Wärme und Charme. Zu guter Letzt konnte man der Musik doch noch so etwas wie ein sinnliches Vergnügen abgewinnen dank des Sprechers Ortwin Spieler, der sich mit seinen feinen Schattierungen in der Artikulation auf Spannungselemente verstand.

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